Darf ich euch Nasreddin Hodscha vorstellen, den sprichwörtlichen Helden der türkischen Volksliteratur aus dem 13. oder 14. Jahrhundert? Auch im 21. Jahrhundert kennt fast jedes Kind seine Geschichten. Viele humorvolle Geschichten und Anekdoten sind von Nasreddin Hodscha überliefert, einem volkstümlichen Lehrer und Geistlichen, der ein bisschen an seinen deutschen mittelalterlichen Verwandten Till Eulenspiegel erinnert. Ein Hodscha ist ein Lehrer, das Wort kommt aus der persischen Sprache. Nasreddin Hodscha, zeigt uns mit seinen Anekdoten sehr anschaulich, dass Humor und gesunder Menschenverstand im täglichen Leben oft viel sinnvoller sind als das blinde Befolgen starrer Regeln. Viele seiner schlagfertigen Erwiderungen lassen uns heute genauso schmunzeln wie die Menschen vor Jahrhunderten.
Der Bamberger Schriftsteller Paul Maar hat die Geschichten in seinem Buch ‚Das fliegende Kamel‘ aufgegriffen.
Lest am besten selbst!
Wisst ihr, wie Nasreddin Hodscha die 30 Tage im Monat Ramadan zählte? Für jeden Fastentag legte er einen Stein in einen Topf. Seine kleine Tochter beobachtete ihn einmal dabei und beschloss, ihrem Vater beim Sammeln von Steinen zu helfen. Ohne sein Wissen legte sie also ein paar Steine dazu.
Nach ein paar Tagen wurde der Hodscha von einem Nachbarn gefragt:
“Der wie vielte Fastentag ist heute eigentlich?”
Nasreddin Hodscha flitzte zu seinem Topf und zählte die Steine. Stellt euch seine Überraschung vor, als er auf 125 Steine kam! Aus Angst, ausgelacht zu werden, antwortete er dem Nachbarn:
“Heute ist der 45. Tag.”
Der Nachbar war sehr erstaunt.
“Wie kann das sein, obwohl der ganze Fastenmonat Ramadan nur 30 Tage hat?”, fragte er.
Verlegen antwortete Nasreddin Hodscha:
“Wenn man den Topf fragt, ist heute sogar der 125. Tag.”