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A Houm

Der Brunnen von Bir Rejeb ist einer der ältesten Wasserstellen von Südtunesien und bis heute hat sich an der Schöpfmethode nichts geändert. Mithilfe eines Schöpfsackes holen die beiden Mohameds das Wasser aus der Tiefe des Brunnens. Die tiefen, glatten Riefen in der Steinumfassung haben sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet und sind ein Zeichen für die Mühe des Wasserholens als eine Art Denkmal in Stein. Mehrere hundert Liter Wasser müssen für unsere Karawane 25 Meter hoch ‚an Land gezogen‘ werden. Eine harte Arbeit für die beiden, die das Hochziehen des gefüllten Wasserschlauches mit den traditionellen Rhythmen begleiten: ‚A Houm – a Houm‘ – so klingt es immer wieder vom Rand des Brunnens in die Weite der Wüste.

Oase

Zumindest einen Raum oder eine Ecke solltest du für dich haben, wo dich niemand findet, niemand stört, niemand beobachtet. Dort solltest du die Freiheit haben, dich von der Welt zu lösen und dich loszulassen, indem du alle Saiten und Fasern der Spannung löst, die dein Schauen, dein Hören, dein Denken in der Gegenwart anderer Menschen binden. Hast du solch einen Platz gefunden, sei zufrieden damit und sei nicht verwirrt, wenn dich ein guter Grund davon wegruft. Liebe ihn und kehre zu ihm zurück, sobald du kannst.

(Thomas Merton)

Der Kuss

Ich vermag nicht in Worte zu fassen, was Mohamed seinem Kamel mit seinem ‚Kuss‘ signalisieren möchte. Seine Körperhaltung spiegelt eine innige Verbindung zu seinem treuen Wegbegleiter in der Wüste. – Mein Kamel Said ist bei ihm gut aufgehoben, so geht es mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Mohamed ist ein guter Kamelpädagoge, lässt die ‚Leinen‘ lange laufen, lässt seinen Tieren viele Freiheiten. Im entscheidenden Augenblick jedoch hat Mohamed seine Kamele im Griff. Er ist wohl der erfahrenste Beduine, den ich kenne.

Stille

Wenn es nur einmal so stille wäre.

Wenn das Zufällige und Ungefähre

verstummte und das nachbarliche Lachen,

wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,

mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:

Dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken

bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),

um dich an alles Leben zu verschenken

wie einen Dank.

(Rainer Maria Rilke)

Wenn ich ein Arzt wäre und mich jemand fragte: Was meinst du wohl, was getan werden sollte? – Ich würde antworten: Das Erste, die unbedingte Bedingung dafür, dass überhaupt etwas getan werden kann, also das Erste, was geschehen muss, ist: Schaff Schweigen, hilf anderen zum Schweigen!

(Sören Kierkegard)

Blick auf das Wesentliche

Ich begleite meinen Freund Monji zum Zeltdorf, in dem seine Mutter Fatima mehrere Monate im Jahr verbringt. Jedes Frühjahr spürt die alte Beduinenfrau eine große Sehnsucht nach der Wüste, nach dieser besonderen Landschaft, in der sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat. Dann zieht sie mit zwei Dutzend anderen älteren Nomaden wieder hinaus in die Weiten der Sahara. Vor Ort erst verstehe ich das ‚Konzept‘, das hinter diesem ‚Umzug‘ steht, denn mich erwartet doch tatsächlich ein Mehrgenerationen-Camp, denn in dieser Zeltstadt leben Beduinen jeden Alters, Kinder springen zwischen den Nomadenzelten herum. – So auch die Enkelin von Fatima. Gerne lässt sich Douaa auf den Schoß ihrer Oma ziehen. Der Blick der alten Beduinenfrau lässt sich vielseitig deuten. – Für mich ist es ein Blick auf das Wesentliche im Leben der Beduinen, das ihnen das Überleben in der Sahara erst ermöglicht. Der Blick auf die Familie, die Kinder, die nächste Generation, Douaa.

Ouvertüre

Stell dir vor, du findest ein altes Buch. Du schlägst es auf, blätterst vor und zurück – und langsam verstehst du:

Das ganze Buch besteht nur aus Überschriften. Jede einzelne könnte der Anfang für ein ganz neues Kapitel sein.

Welche Überschrift findest du für deine Adventszeit?

  • Wofür es sich zu leben lohnt
  • Wo die Sehnsucht wohnt
  • Meine Hoffnungsanker
  • Was ich zum Leben brauche

(Quelle: Wandeln 2024)

Feuer im Rhythmus der Nacht

Knisterndes Lagerfeuer, heißer Tee macht die Runde, die Kälte der Nacht lässt uns zusammenrücken, Geschichten werden erzählt, immer wieder ausgelassenes Lachen, um uns herum das vertraute Gurgeln und Schnauben der Kamele. Die Wüstennacht schärft unsere Sinne. Wir alle sitzen um das wärmende Feuer unter dem allumfassenden nächtlichen Sternenhimmel, einige eingehüllt in einen warmen Burnus, dem traditionellen Hirtenmantel. Und dann erklingen, wie jeden Abend, die schon vertrauten Rhythmen der Trommel und unsere Begleiter beginnen zu singen: erst Mohamed, dann auch Ahmed, Ali und Marsouk. Alle stimmen ein in die alten Nomadenlieder, die den Zauber einer Wüstennacht am Feuer noch verstärken. – Auf meine Frage nach dem Inhalt des Liedes, bekomme ich zu hören: Es geht um die Liebe, die Frauen, die Kamele und das Feuer in der Wüste. Und das zweite Lied, was wird hier besungen? ‚Hier geht es um die Frauen, das Feuer, die Liebe und die Kamele in der Wüste‘, antwortet Mohamed, der Sänger.

Pilgergebet

Lass mich langsamer gehen,

entlaste das eilige Schlagen meines Herzens

durch das Stillwerden meiner Seele.

Lass meine hastigen Schritte stetiger werden

mit dem Blick auf die weite Zeit der Ewigkeit.

Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages

die Ruhe der ewigen Wälder.

Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln

durch die sanfte Musik der singenden Wasser,

die in meiner Erinnerung lebendig sind.

Lass mich die Zauberkraft des Schlafes erkennen,

die mich erneuert.

Lehre mich die Kunst des freien Augenblicks.

Lass mich langsamer gehen, um die Blume zu sehen,

ein paar Worte mit einem Freund zu wechseln,

einen Hund zu streicheln,

ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.

Lass mich langsamer gehen

und gib mir den Wunsch,

meine Wurzeln tief in den ewigen Grund zu senken,

damit ich emporwachse.

(aus Südafrika)

Bittersweet Chocolate oder: Die Kunst, ein Stückchen Schokolade zu genießen

Achtsamkeitsübungen haben hierzulande Hochkonjunktur. Doch wie kommt es, dass dieser kleine Junge, Abdallah, der mit seiner Familie ganzjährig in der Wüste lebt, uns als ein Meister der ‚Achtsamkeit‘ begegnet? Das kleine Stückchen Schokolade, das wir ihm reichen, wird in aller Behutsamkeit zum Munde geführt, beschnuppert, betastet, beleckt – geschmeckt. Auch nach einer halben Stunde, als wir wieder aufbrechen müssen, ist dieses Schokoladenstückchen noch Teil seiner ‚Achtsamkeits-Übung‘. Der unendliche Genuss spiegelt sich in seinem Gesicht wider. Was gäbe ich darum, Schokolade wieder so genießen zu können wie dieser kleine Abdallah?

Erst mit der großen Stille fängt die Seele an zu schreiben

Und lässt uns sanft und sicher werden

Und sorgt dafür, dass unsre Augen milde bleiben.

(Hans Dieter Hüsch)

Die Seele braucht manchmal Stille, um sich ausdrücken zu können. In der Stille fällt es uns leichter, in Kontakt zu unserem tiefsten Inneren zu sein.

Stilleübung

Stell dir vor, du bist an einem für dich schönen, angenehmen und stillen Ort. Du bist alleine dort und es geht dir gut da. Du schaust dich um und siehst ein schönes Plätzchen, an dem du dich niederlässt und ausruhst und verweilst. Du hast viel Zeit und bist froh, dass du hier deine Ruhe hast. Und du spürst auch, dass es in dir drinnen ruhig wird. In dieser Stille fängt deine Seele an zu schreiben. Ganz tief in dir drinnen schreibt sie. Und du schreibst für dich ein Wort auf, ein einziges nur. Aber es ist ein gutes, tragendes Wort, das aus der Stille zu dir kommt und ganz zu dir gehört. Dieses Wort ist ein Geschenk der großen Stille an dich. Du nimmst es zu dir und gibst ihm einen guten Platz in dir.

Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest! – Und grüße euch alle aus der Wüste!

Meryem, was hast du im Sande gesehen?

In der Nähe des Brunnens Bir Rejeb treffen wir auf die etwa zehnjährige Meryem, Tochter von Mohamed. Die Familie lebt als eine der wenigen noch ganzjährig in der Sahara, immer auf der Suche nach neuen Weidegründen für die Tiere. Sogenannte ’nicht registrierte‘ Menschen – ein Begriff, der aufhorchen lässt und nachdenklich macht, welches Leben sich wohl hinter dieser Bezeichnung verbirgt. Während ihre Geschwister sich neugierig und fröhlich unserer Karawane nähern, bleibt Meryem zurückhaltend vor dem kleinen Familienzelt sitzen. Sie schaut ernst, beobachtet das Geschehen um sie herum. Diesen Moment, ihren Blick, versuche ich ‚einzufangen‘. 12 Jahre Leben in der Wüste, von der Wüste, gegen die Wüste, mit der Wüste. Welche Spuren hat diese Zeit bei diesem Kind hinterlassen? Welche Fragen in ihr aufgeworfen?

Vom Leben angefragt

Es gibt Fragen, die will ich nicht hören. Warum ich abstürze immer wieder, ins Bodenlose. Warum ich mich als Fragezeichenmensch empfinde und es mir unangenehm ist, dass mein Denken oft seltsame Kurven macht oder einfach langsam ist. Es muss immer erst mein Gefühl befragen, von dort aus wieder zurück ins Gehirn, und diese ganze Bewegung verläuft eben gekurvt wie ein Fragezeichen, verirrt sich unterwegs in Unsicherheiten, hakt sich in Zweifeln fest und hat auf jeden Fall nicht die geradlinige Stringenz eines Ausrufezeichens. Ausrufezeichenmenschen verunsichern mich mit ihrer Schnelligkeit und sicheren, klaren Meinung. Ich bewundere das, beneide das, aber habe eingesehen, mehr oder vor allem weniger, dass das bei mir anders ist. Warum ist das so?

Fragen verlangen eine Antwort – das Antworten beginnt in dem Moment, in dem ich die Frage als Anfrage an mich zulasse, egal, ob ich sie verstehe, ob sie mir gefällt oder nicht. Im selben Moment, in dem ich bereit bin, mich vom Leben angefragt zu verstehen, bin ich, um es mit Worten von Hartmut Rosa zu sagen, in einem ‚vibrierenden Weltverhältnis‘ und bereit, mich ‚anverwandeln‘ zu lassen. Dann bin ich wie der Resonanzkörper eines Cellos, der vibriert, wenn ein Bogen seine Saiten streicht. Wie die Stimmgabel, die in Schwingung gerät, wenn eine andere Stimmgabel klingt. Wie die Spinne, die genau spürt, wenn etwas ihr Netz berührt.

(Annette Behnken)

Steigt man in sich selbst hinab, so findet man, dass man genau das besitzt, was man begehrt.

(Simone Weill)

Grenzenlos leben – Freiheit atmen – Lebendigkeit spüren

Welche Begriffe kommen in den Sinn, wenn wir an die Wüste denken? – Welche Bilder tauchen im Kopf auf, wenn wir an Reisen als Teil einer Karawane denken? -Welche Worte können das Gefühl beschreiben, das mich einholt, wenn ich mit Mohamed über die Dünenkämme wandere, die bepackten Dromedare im Gleichschritt hinter uns wissend, über die Sandmeere vor uns blickend, die sich bis zum Horizont ausweiten? In diesem Moment einen Hauch spüren, der sich kaum in Worte fassen lässt: Grenzenlos leben – Freiheit atmen – Lebendigkeit spüren – sich am Augenblick dieses Glücks berauschen!

Mut

Bus 2857

das Gesetz sah vor

dass sie Platz machen muss

für jemanden

anderer Hautfarbe

später hieß es, sie sei zu müde gewesen

um aufzustehen

und ihren Platz zu räumen

sie sei müde gewesen, sagte sie

ja, das schon

aber nicht vom Nähen, Gehen, Denken, Sorgen

sondern vom Nachgeben, wieder und wieder

wider jede Überzeugung und wider die Gerechtigkeit

in ihrem Fall, dem Fall von Rosa Parks 1955 in

Montgomery, Alabama,

war Müdigkeit ein Form gewisser Wut

die ihr Herz fest machte

dass sie standhielt

und aufbrach

(Sabine Henning)

Es gibt auf der Welt einen einzigen Weg,

welchen niemand gehen kann außer dir.

Wohin er führt, frage nicht! Gehe ihn!

(Friedrich Nietzsche)

Lebenslinien

Wir biegen um die nächste Düne und stehen unvermittelt in einem kleinen Wüstencamp. Natürlich haben uns die dort lebenden Nomanden bereits entdeckt und begrüßen uns in ihrer Runde. Um uns herum gruppieren sich mehrere Frauen und eine Schar fröhlich lachender Kinder. Die Gastfreundschaft der Nomaden tut gut, wir werden zu einem Platz im Schatten eines Zeltes geführt, ein Tee wird gereicht, ein Stück Brot angeboten, eine Flasche köstlich kühler Kamelstutenmilch macht die Runde. Keine Frage: Wir sind auch zum Mittagessen herzlich eingeladen und es gibt – wen wundert’s: Couscous. Die alte, fast erblindete Frau ist offensichtlich als Clan-Älteste für das Wohl der Gäste verantwortlich. Wie alt mag sie sein? Ihr Gesicht ist gezeichnet vom Leben in der Wüste. Jede Falte könnte wohl eine Geschichte aus ihrem Leben als Nomadin in der Sahara erzählen. Auch Spuren einer Tätowierung erkennt man am Kinn – dieser Gesichtsschmuck ist eine alte Tradition der Wüstennomaden, der darüber hinaus die Stammeszugehörigkeit repräsentiert. Unwillkürlich verliere ich mich beim Betrachten dieses ausdrucksstarken ‚erzählenden‘ Gesichtes, tauche mit meiner Fantasie ein in die Geschichten, die diese Frau erlebt haben mag und bin angerührt von so viel Würde, Stolz, Zufriedenheit und Glück im Gesichtsausdruck dieser Frau.

Das erste Zeichen seelischer Gelassenheit ist, so meine ich, innehalten zu können und bei sich zu verharren.

(Seneca)

Blick nach innen

Mein Wunsch an uns wäre: die Fähigkeit, sich mit den Abgründen des eigenen Lebens zu versöhnen; die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu versöhnen. Es gibt einen Schmerz, den ich nicht verbannen will, aber der mich nicht bannen soll. Es ist der Schmerz darüber, was man im Leben verraten hat und was man dem Leben schuldig geblieben ist. Ich war Subjekt in meinem Leben, Subjekt meiner Taten und meiner Untaten, das ist meine Würde. Davon lasse ich mich nicht trennen, aber ich lasse mir davon auch nicht den Atem nehmen. Reinheit ist nicht Makellosigkeit, es ist die Fähigkeit, den eigenen Makel zu betrachten und vor den eigenen Abgründen nicht zu fliehen. Das löscht die Heiterkeit des Lebens nicht aus. Gefährlich ist es nur, wo die Reue gewaltiger ist als die Dankbarkeit. Sich nicht ausweichen, sich ruhig ansehen, ohne zu verzweifeln, und sich annehmen mit dem eigenen Verrat – das wäre Lebensgröße. Aber in schmerzlicher Heiterkeit gesagt: Auch das wird uns Menschen nur halb gelingen. Wir sind Fragment.

(Fulbert Steffensky)

Augen-Blicke

Diesen Augenblick festhalten: Drei Kinder blitzen mich übermütig an. Stolz präsentieren sie ihre Papierkarte, auf der Ali (rechts) gerade etwas auf Arabisch gekritzelt hat. Sein Name? Stolz wird auch die große Nähnadel in die Kamera gestreckt, mit der eine kleine traditionelle Beduinentasche ‚genäht‘ wurde. Übermütiger Wechsel zwischen Lernen und Spielen und Toben und Lachen und Kämpfen und Strahlen und – in diesem Augenblick forsch in meine Linse gucken!

Nur für einen Tag

Wie wäre es, an manchen Tagen im Advent zusätzlich zu deinen Vorhaben die Sinne zu schärfen – für sich selbst, für andere, für deine Umgebung?

Entscheide dich morgens für ein ‚Mehr‘ oder ein ‚Weniger‘.

Auge

Mehr: Beobachte heute genau: Welche Pflanzen und Gebäude begegnen dir auf dem Arbeitsweg oder Spaziergang? Welche Formen haben die Wolken? Was steht in den Gesichtern der Menschen, die dir begegnen? Wie mag es ihm oder ihr gerade gehen?

Weniger: Schränke deinen Medienkonsum möglichst stark ein: Verzichte heute auf Fernsehen, Podcast, Radio, Internet oder Handy.

Ohr

Mehr: Verbringe den Tag mit intensivem Lauschen: Welche Geräusche sind angenehm, welche stören? Was erzählen deine Mitmenschen? Und was sagt dir deine innere Stimme?

Weniger: Geh heute etwas sparsamer mit Worten um.

Hand

Mehr: Taste heute bewusst möglichst viele Gegenstände in deinem Alltag ab oder fasse sie anders an als sonst. Was ist rau, was weich, warm oder kalt?

Weniger: Konzentriere dich heute vollständig auf das, was du gerade tust, und erledige nur eine Sache zur gleichen Zeit.

Fuß

Mehr: Achte auf deinen Schritt: Ist er langsam oder schnell, fest oder federnd? Versuche heute, möglichst viele Wege zu erlaufen, und gehe barfuß über verschiedene Flächen.

Weniger: Verzichte, wo möglich, auf Auto, Bus und Bahn, Fahrstühle und Rolltreppen.

Mund

Mehr: Heute ist ein guter Tag für Lob und Komplimente. Verteile sie großzügig! Vielleicht kannst du auch jemandem Mut zusprechen. Weniger: Beschwere dich heute so selten wie möglich und urteile nicht über Mitmenschen.

Dabbûsa mâ men-fadlek!

In den Pausen, wenn wir uns zum Verschnaufen im Sand niederlassen, hört man – auf Arabisch, auf Französisch – immer wieder diesen Satz: ‚Eine Flasche Wasser, bitte!‘ –  ‚Dabbûsa mâ men-fadlek!‘ Kurz darauf setzt Ahmed, setzten wir die Flasche Wasser an die Lippen und lassen uns vom kühlen Nass erfrischen, spülen den Sandstaub in der Kehle hinunter. Dieser Glücksmoment, allein durch einen Schluck Wasser ausgelöst – er ist in seiner Intensität wohl einzigartig.

Die neue Hoffnung

Es ist nicht zu leugnen:

was viele Jahrhunderte galt,

schwindet dahin. Der Glaube,

höre ich sagen, verdunstet.

Gewiss, die wohlverschlossene

Flasche könnte das Wasser

bewahren. Anders die offene

Schale: sie bietet an.

Zugegeben, nach einiger Zeit

findest du trocken die Schale,

das Wasser schwand. Aber merke:

die Luft ist jetzt feucht.

Wenn der Glaube verdunstet,

sprechen alle bekümmert von

einem Verlust. Und wer von

uns wollte dem widersprechen!

Und doch: einige wagen trotz

allem zu hoffen. Sie sagen:

Spürt ihr’s noch nicht?

Glaube liegt in der Luft!»

(Lothar Zenetti)