Viele Muslime denken viel über Gott und sich selbst nach und lesen den Koran. Der Fastenmonat hat auch einen gesellschaftlichen Aspekt. Der am eigenen Körper empfundene Mangel soll die Muslime dazu bewegen, anderen zu helfen und Verständnis für Not leidende Menschen zu entwickeln. Ein Gebot im Ramadan ist es, Gutes zu tun. Und so werden vor allem im Monat Ramadan weltweit viele Projekte von Muslimen unterstützt.
Es müssen aber nicht immer ‚weltbewegende‘ Aktionen sein. Im Folgenden eine berührende Geschichte für Kinder von Iram und Ahmed:
Geschichte von der mysteriösen Hilfe
Iram und ihr Bruder Ahmed fieberten aufgeregt den bevorstehenden Tagen entgegen. Es war Ramadan, eine Zeit, in der man Wertschätzung lernt für die Dinge, die man besitzt, und die Zeit, in der man jenen gedenkt, die nicht so viel besitzen. Beide haben ihr Geld das ganze Jahr über gespart. Iram, die sieben Jahre alt war, saß auf ihrem Bett und öffnete ihre Spardose. Münzen fielen von der Decke. „Das ist echt viel Geld. Mama sagt, dass wir jemandem helfen sollten. Sie möchte, dass wir darüber nachdenken, wieviel wir haben, und dann über jemanden, der nicht viel hat, und dass wir ihm dann etwas Gutes tun“, sagte Iram, während sie das Geld zu einem Haufen ansammelte. „Öffne deine Spardose, Ahmed“, sagte sie zu ihrem Bruder. – Die Münzen traten aus seiner Spardose auf sein Bett. „Wow! Wir können viel für jemanden tun mit so viel Geld“, sagte Ahmet lächelnd. „Dies ist so eine besondere Zeit im Jahr. Ich bin froh, dass wir anderen helfen können.“
„Doch wir müssen das im Geheimen machen, Ahmet, denk daran. Wir müssen uns jemanden aussuchen und ihm etwas sehr Gutes tun, ohne dass sie wissen, dass es von uns ist. Wen sollen wir uns aussuchen?“, fragte Iram. „Lass uns unseren Nachbarn helfen, Rashid und Fatima. Ich bemerkte, dass sie Löcher in ihren Schuhen haben“, sagte Ahmed. „Das ist eine gute Idee. Wir könnten ihnen neue Schuhe kaufen. Sie sind in dieser Hinsicht nicht so gesegnet, wie wir es sind. Wir haben viele Schuhe, nicht wahr?“, fragte Iram mit Wertschätzung.
„Ich besitze drei Paare. Du hast noch mehr. Lass uns neue Schuhe für sie in diesem Ramadan kaufen“, sagte Ahmed lächelnd. Iram und Ahmed begegneten ihrer Mutter. Sie war beschäftigt mit dem Abspülen von Geschirr. Sie sah ihre Kinder in die Küche eintreten. „Ich werde Baklawa für heute Abend machen“, sagte sie, wohl wissend, dass ihre Familie es liebte, Baklawa während des Monats Ramadan zu essen.
„Papa ist in der Moschee beim Gebet. Wenn er nach Sonnenuntergang zurückkehrt, werde ich welches gemacht haben. Inzwischen seht ihr aus, als würdet ihr etwas aushegen.“ „Wir wollen den Armen helfen. Ahmet und ich haben unser ganzes Geld das gesamte Jahr über gespart, und wir wollen damit unseren Nachbarn Rashid und Fatima helfen“, begann Iram. – Ahmed unterbrach sie mit Aufregung: „Wir wollen ihnen neue Schuhe kaufen.“
Mama lächelte über ihre wundervollen Kinder. Sie war so stolz auf sie.
„Bist du nicht hungrig, Mama?“, fragte Ahmed. Er wusste, dass sie seit dem Morgengrauen nichts mehr gegessen und nichts getrunken hat, weil sie fastet. „Ich bin ein wenig hungrig, aber das ist gut für mich. Mach dir keine Sorgen über mich. Wenn du älter bist, wirst du mehr verstehen, und du wirst auch in der Lage sein zu fasten“, erklärte sie. „Möchtet ihr, dass ich euch zum Schuhgeschäft begleite?“, fragte sie. – „Würdest du das wirklich tun, Mama? Ist unser Vorhaben also richtig?“, fragte Iram. – „Aber natürlich. Lasst uns gehen.“, sagte sie.
Sie liefen zum Schuhgeschäft und traten ein. Iram suchte sich ein Paar Schuhe für Fatima aus, und Ahmet für Rashid. Beide waren so stolz darauf, dass sie ihr Geld gespart hatten, sodass sie helfen konnten. Später gingen sie nach Hause und wickelten die Schuhkartons in glattes, braunes Papier ein. Sie warteten gespannt auf die kommende Nacht. Es würde dunkel sein und sie könnten ihre Geschenke überbringen. – Sie Sonne begann zu sinken hinter dem Horizont. Kurze Zeit später kam Papa nach Hause. Er und Mama hatten ein wenig Linsensuppe und Tomaten- und Gurken-Sandwiches für uns. Mama rief ihre Kinder: „Iram. Ahmed. Kommt und nehmt euch ein wenig Baklawa und einige frische Datteln.“ Die Kinder rannten in die Küche. Mama gab ihnen ein großes Stück. Sie aßen alles sehr schnell, denn sie wollten so schnell wie möglich ihre gute Tat vollbringen. „Esst langsamer, Kinder“, sagte Papa lachend.
Es wurde bald dunkel. Mama ließ die Kinder gehen und die Geschenkboxen holen, die sie so sorgfältig verpackt hatten. Sie legten ihre Mäntel über und gingen langsamen Schrittes über zum Haus von Rashid und Fatima. Mama flüsterte: „Alles klar, Kinder. Wir müssen sehr leise sein und sehr schnell. Ahmed, du klopfst an der Tür und rennst dann hier rüber, zu diesem Busch, wo Iram und ich uns verstecken werden. Wir werden beobachten, wie sie herauskommen und ihre Geschenke vorfinden.“ – Iram und Ahmed kicherten vergnüglich. Iram und Mama versteckten sich, und Ahmed trat mit Zehenspitzen an die Tür. Er legte beide Geschenkboxen auf die Veranda und klopfte laut. Dann rannte er, und rannte, und rannte, so schnell er konnte, zu dem Versteck, wo sich Iram und Mama befanden. „Schhhht“, flüsterte Mama. „Jemand hat die Tür geöffnet.“ Sie beobachteten, wie Rashid und Fatima auf die Veranda traten. „Schau! Da sind Geschenke für uns. Jemand ließ sie hier“, rief Rashid aufgeregt. Er und Fatima sahen um sich. Es war sehr dunkel und sie konnten niemanden sehen. Sie nahmen die Boxen mit rein.
Nach einer oder zwei Minuten warten, um sicher zu sein, dass sie nicht gesehen werden, schlichen Mama, Ahmed und Iram leise zu ihrem Haus zurück. Ahmed begann zu lachen. „Papa! Papa! Wir haben es getan! Wir schlichen uns fort und hinterließen die Geschenke!“ – Iram fügte hinzu: „Sie haben uns nicht gesehen, Papa. Sie wissen nicht, dass wir es waren.“ Sie lachte auch. – Mama und Papa traten einen Schritt zurück und begutachteten ihre Kinder. Sie waren so stolz auf sie. Sie wussten, dass ihre Kinder die wahre Bedeutung des Gebens kannten. Am nächsten Morgen, als Mama, Papa, Iram und Ahmed zu ihrem Auto liefen, um zur Stadt zu fahren, sahen sie Rashid und Fatima, die draußen spielten. Beide trugen ihre neuen Schuhe. Niemand sagte etwas. Iram und Ahmed lächelten nur, weil es für sie das beste Ramadan war.