Achtsamkeitsübungen haben hierzulande Hochkonjunktur. Doch wie kommt es, dass dieser kleine Junge, Abdallah, der mit seiner Familie ganzjährig in der Wüste lebt, uns als ein Meister der ‚Achtsamkeit‘ begegnet? Das kleine Stückchen Schokolade, das wir ihm reichen, wird in aller Behutsamkeit zum Munde geführt, beschnuppert, betastet, beleckt – geschmeckt. Auch nach einer halben Stunde, als wir wieder aufbrechen müssen, ist dieses Schokoladenstückchen noch Teil seiner ‚Achtsamkeits-Übung‘. Der unendliche Genuss spiegelt sich in seinem Gesicht wider. Was gäbe ich darum, Schokolade wieder so genießen zu können wie dieser kleine Abdallah?
Erst mit der großen Stille fängt die Seele an zu schreiben
Und lässt uns sanft und sicher werden
Und sorgt dafür, dass unsre Augen milde bleiben.
(Hans Dieter Hüsch)
Die Seele braucht manchmal Stille, um sich ausdrücken zu können. In der Stille fällt es uns leichter, in Kontakt zu unserem tiefsten Inneren zu sein.
Stilleübung
Stell dir vor, du bist an einem für dich schönen, angenehmen und stillen Ort. Du bist alleine dort und es geht dir gut da. Du schaust dich um und siehst ein schönes Plätzchen, an dem du dich niederlässt und ausruhst und verweilst. Du hast viel Zeit und bist froh, dass du hier deine Ruhe hast. Und du spürst auch, dass es in dir drinnen ruhig wird. In dieser Stille fängt deine Seele an zu schreiben. Ganz tief in dir drinnen schreibt sie. Und du schreibst für dich ein Wort auf, ein einziges nur. Aber es ist ein gutes, tragendes Wort, das aus der Stille zu dir kommt und ganz zu dir gehört. Dieses Wort ist ein Geschenk der großen Stille an dich. Du nimmst es zu dir und gibst ihm einen guten Platz in dir.