Knisterndes Lagerfeuer, heißer Tee macht die Runde, die Kälte der Nacht lässt uns zusammenrücken, Geschichten werden erzählt, immer wieder ausgelassenes Lachen, um uns herum das vertraute Gurgeln und Schnauben der Kamele. Die Wüstennacht schärft unsere Sinne. Wir alle sitzen um das wärmende Feuer unter dem allumfassenden nächtlichen Sternenhimmel, einige eingehüllt in einen warmen Burnus, dem traditionellen Hirtenmantel. Und dann erklingen, wie jeden Abend, die schon vertrauten Rhythmen der Trommel und unsere Begleiter beginnen zu singen: erst Mohamed, dann auch Ahmed, Ali und Marsouk. Alle stimmen ein in die alten Nomadenlieder, die den Zauber einer Wüstennacht am Feuer noch verstärken. – Auf meine Frage nach dem Inhalt des Liedes, bekomme ich zu hören: Es geht um die Liebe, die Frauen, die Kamele und das Feuer in der Wüste. Und das zweite Lied, was wird hier besungen? ‚Hier geht es um die Frauen, das Feuer, die Liebe und die Kamele in der Wüste‘, antwortet Mohamed, der Sänger.
Pilgergebet
Lass mich langsamer gehen,
entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das Stillwerden meiner Seele.
Lass meine hastigen Schritte stetiger werden
mit dem Blick auf die weite Zeit der Ewigkeit.
Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages
die Ruhe der ewigen Wälder.
Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln
durch die sanfte Musik der singenden Wasser,
die in meiner Erinnerung lebendig sind.
Lass mich die Zauberkraft des Schlafes erkennen,
die mich erneuert.
Lehre mich die Kunst des freien Augenblicks.
Lass mich langsamer gehen, um die Blume zu sehen,
ein paar Worte mit einem Freund zu wechseln,
einen Hund zu streicheln,
ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.
Lass mich langsamer gehen
und gib mir den Wunsch,
meine Wurzeln tief in den ewigen Grund zu senken,
damit ich emporwachse.
(aus Südafrika)