‚Petit pouse‘, ruft Ahmed. Und im nächsten Augenblick lässt er sich fallen in den weichen Wüstensand. Gerade noch die Sanddünen mit großen Schritten hinaufgestiegen, seine drei Kamele fest im Griff, ausschauhaltend nach dem Wegverlauf, im Blick das Gepäck und die Reiterin, ja die ganze Karawane. Und im nächsten Moment: Tiefenentspannung im warmen Wüstensand. Die Seele baumeln lassen – miteinander. In Kürze Kraft und Energie tanken, bis es wieder weiter geht und es auf fränkisch (!) über die Dünen tönt: ‚Gemma‘! Die Karawane zieht weiter!
Saumselig
Heute watr ein guter Tag. Ich habe keine Wand gestrichen. Den Kühlschrank habe ich nicht abgetaut. Ich habe kein Problem gelöst, aber auch keines schlimmer gemacht. Ich habe mich nicht angestrengt, mein Geld habe ich nicht vermehrt (ich wüsste auch nicht, wie). Ich bin mit niemandem in Streit geraten, habe nichts besser gewusst. Saumselig bin ich durch den Tag gegangen. Das ist ein Wort, das auf der Zunge zergeht. Versäumen steckt darin. Manchmal muss man was ausfallen lassen, damit das Glück einen antrifft. Meine Seele ist sehr glücklich darüber, abkömmlich zu sein. Sie ist unterwegs in anderen Sphären, ist Zitronenfaltern hinterhergeflogen und hat Himbeeren gepflückt. Abends hatte sie dann so ein Lächeln im Gesicht, als wüsste sie etwas, das ich noch nicht weiß. Eine Ahnung von mir, wie ich bin, wenn ich nicht muss.
(Susanne Niemeyer)
Fünf Minuten
Eine Minute atmen.
Eine Minute lachen.
Eine Minute an einem Duft riechen.
Eine Minute mich dehnen (Kopf an Knie, Herz an Himmel).
Eine Minute an die nächste denken.
Wenn du fünf Minuten geschenkt bekämest – was würdest du tun?
(Quelle: Wandeln 23)