Oasen des Alltags pflegen
Im Grün der Oase bekennt die Wüste Farbe: Es gibt immer Grund zur Hoffnung – wider alle Hoffnung. Oasen sind die grünen Augen der Wüste. Keine Rose ohne Dornen, keine Oase ohne Wüste. (Beduinenweisheit)
‘Oasen! Schwimmende Inseln in der Wüste. Die grünen Palmen erzählen von Quellen, die ihre Wurzeln tränkten; manchmal flossen die Quellen reichlich und Oleanderbüsche neigten sich über die Wasser. – Groß der Zauber ihrer Blumen. – Oasen! Viel schöner noch war die zweite, und reicher an Blumen und an Rauschen. Dichtere Bäume neigten sich über tiefere Wasser. – Wir badeten. – Dann mussten wir auch sie wieder verlassen. Oasen! Was soll ich erst von der dritten sagen? Sie war noch schöner, und dort erwarteten wir den Abend. Am nächsten Morgen liebte ich nur noch die Wüste. ‘
Durch eine Oase ging ein finsterer Mann, namens Ben Sadok. Er war so gallig in seinem Charakter, dass er nichts Gesundes und Schönes sehen konnte, ohne es zu verderben. Am Rand der Oase stand ein junger Palmbaum im besten Wachstum. Der stach dem finsteren Araber in die Augen. Da nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem bösen Lachen ging er nach dieser Heldentat weiter. Die junge Palme schüttelte sich und bog sich und versuchte, die Last abzuschütteln, vergebens. Zu fest saß der Stein in ihrer Krone. Da krallte sich der junge Baum tiefer in den Boden und stemmte sich gegen die Last. Er senkte seine Wurzeln so tief, dass sie die verborgene Wasserader der Oase erreichten, und stemmte den Stein so hoch, dass die Krone über jeden Schatten hinausragte. Wasser aus der Tiefe und Sonnenglut aus der Höhe machten eine königliche Palme aus dem jungen Baum. Nach Jahren kam Ben Sadok wieder um sich an dem Krüppelbaum zu freuen, den er verdorben hatte. Er suchte vergebens. Da senkte die stolzeste Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: ‘Ben Sadok, ich muss dir danken, deine Last hat mich stark gemacht.’ (Franz Gypkens)