Von der Scheherazade, die in 1001 Nacht Märchen erzählte, um ihr Leben zu retten
Die Tänzerin
An den Hof des Fürsten Birkasha kam einst eine Tänzerin, von Musikanten begleitet. Sie erhielt die Erlaubnis auftreten zu dürfen. Den Flammentanz tanzte sie und den Tanz der Schwerter und Speere. Sie tanzte den Sternentanz und den Tanz des Universums. Und schließlich tanzte sie den Tanz der Blumen im Wind. Danach stand sie vor dem Thron des Fürsten und verneigte sich.
Der Fürst bat sie näher zu treten und er sprach zu ihr: ‘Schönes Weib, du Tochter von Anmut und Wonne. Woher stammt deine Kunst? Wie kommt es, dass alle Kräfte der Natur in deine Bewegungen und in deine Lieder einfließen?‘ – Wieder verneigte sich die Tänzerin vor dem Fürsten und antwortete: ‘Mächtiger und gütiger Herrscher, ich kenne die Antwort auf deine Fragen nicht. Ich weiß nur dies:
Des Philosophen Seele wohnt in seinem Haupt, die des Dichters in seinem Herzen, die Seele des Sängers hält sich irgendwo in seiner Kehle auf – doch der Tänzerin Seele fließt in ihrem ganzen Körper!‘
Kamasutra
‚Ihr Atem ist wie Honig, mit duftender Nelke gewürzt,
Ihr Mund so köstlich wie eine reife Mango,
Ihre Haut zu küssen gleicht dem Kosten der Lotosblüte,
die Mulde ihres Nabels birgt Spezereien in Fülle.
Welche Freuden jenseits davon ruhen,
die Zunge weiß es, doch kann sie es nicht sagen.‘
‚Oh, du Jasminblüte und deine erdhafte Harmonie,
deine Hüften kreisen und es vibrieren deine Schultern
und deine Hände erinnern an die Flügel von Vögeln.
Tanze und drehe dich, von einem Stern zum anderen,
von meinen Augäpfeln bis hin zur Sonne.
Der Nabel deines mit Blumen umkränzten Bauches
ist das Zentrum des Universums.
Trunken um deinen Bauch gaukeln die Sterne,
der Mond lacht und tanzt auf den Bergen
und deine Haare wehen im würzigen Wind.
Jedes Mal, wenn deine Hüften schwingen,
verlängert sich mein Leben um tausend Jahre,
jedes Mal, wenn deine Hüften pendeln,
tanzen tausend Kinder mit dir den Reigen.
Bei jeder Drehung fliegen Blütenblätter ins All
und verwandeln sich in Kinder,
deren jauchzende Schreie den Himmel erfüllen.‘
‘So gibt es in manchen Zeiten des Lebens Augenblicke, in denen nichts Außergewöhnliches geschieht, die man aber wegen ihrer unsäglichen Sanftheit nie vergisst…..
Seine Stimme war rein und weich: keine andere hatte mir je den geheimen und undefinierbaren Charme dieser alten arabischen Musik, die vor mir schon zahllose traurige Seelen verrückte, so voll vermittelt.‘
(Isabelle Eberhardt, 1877 – 1904)