7. Dezember

Orientierung auf dem Weg durch Sand und Stein

Drei Weisheiten für (Wüsten-)Wanderer von Paulo Coelho

  • Der erste Schritt auf dem spirituellen Weg

Ein Mann beschloss, einen Eremiten aufzusuchen. Nachdem er lange durch die Wüste gewandert war, traf er schließlich auf den Mönch. ‘Ich will wissen, welches der erste Schritt ins spirituelle Leben sein muss’, sagte er. Der Eremit führte ihn an einen kleinen Brunnen und bat ihn, sein Spiegelbild im Wasser zu betrachten. Der Mann gehorchte, doch der Eremit warf kleine Steine ins Wasser, worauf sich die Wasseroberfläche bewegte. ‘Ich kann mein Gesicht nicht deutlich sehen, wenn Ihr Steine ins Wasser werft.’ sagte der Mann. ‘Ebenso wenig wie es einem Menschen möglich ist, sein Gesicht im aufgewühlten Wasser zu sehen, kann er Gott suchen, wenn sein Geist einzig und allein auf die Suche fixiert ist,’ sagte der Mönch. ‘Dies ist der erste Schritt.’

  • Unbeirrt seinen Weg gehen

Der Meister sagt: ‘Wenn du den Weg deiner Träume gehst, gib dich ihm ganz hin. Lass mit der Entschuldigung ‘Das ist doch nicht ganz das, was ich wollte’ keine Hintertür offen. In diesem Satz liegt der Keim für eine Niederlage. Geh deinen Weg. Auch wenn das manchmal heißt, Schritte ins Ungewisse zu tun, auch wenn du weißt, dass es besser machen könntest. Wenn du deine Möglichkeiten in der Gegenwart ausschöpfst, wirst du in Zukunft sicher besser werden. Doch wenn du deine eigenen Grenzen leugnest, wirst du sie nie überwinden. Stelle dich mutig deinem Weg, fürchte dich nicht vor der Kritik der anderen. Und vor allem, lass dich nicht durch Selbstkritik lähmen. Stärke deine schlaflose Seele mit Selbstvertrauen.

  • Das Tor durch die Unmöglichkeit

‘Wenn du dich auf deinen Weg machst, wirst du an eine Tür kommen, an der ein Satz geschrieben seht’, sagt der Meister. ‘Komm zu mir zurück und sage mir, wie dieser Satz lautet.’ Eifrig machte sich der Schüler auf die Reise. Eines Tages sieht er eine Tür und kehrt zum Meister zurück. ‘Am Anfang des Weges stand geschrieben: Es ist unmöglich’, berichtet er. ‘Wo stand das?’ fragte der Meister. ‘An einer Wand oder an einer Tür?’ ‘An einer Tür’, antwortet der Schüler. ‘Nun, dann packe die Türklinke und öffne die Tür.’ Der Schüler gehorcht. Da der Satz an der Tür steht, bewegt er sich mit ihr. Als die Tür ganz offen ist, kann er den Satz nicht mehr sehen – uns setzt seinen Weg fort.

‘Heiße dürre Welt der Wunder: Die Wüste fasziniert mit überirdisch anmutender Schönheit, grenzenloser Landschaft und erhabener Stille. Und sie erschreckt mit unbarmherzigen Lebensbedingungen, in denen kleine Fehler den Tod bedeuten.’

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