Der Atem des Windes

Stürme des Lebens als Lehrmeister

‚Derjenige, der aus dem Sandsturm kommt, ist nicht mehr derjenige, der durch ihn hindurchgegangen ist.‘ (Haruki Murakami)

Die Karawane bewegte sich langsam über die Dünen, als ein leiser Wind aufkam. Zunächst streifte er nur sanft den Sand über ihre Füße, flüsterte durch die Gepäckstücke auf den Kamelen. Doch bald wurde der Wind stärker. Der Sand stieg auf, drehte sich in Wirbeln und kratzte an Gesicht und Händen. Die Kamele senkten die Köpfe, die Wanderer suchten Schutz.

„Der Wind ist der Atem der Erde.“ (Unbekannt)

Der Himmel verdunkelte sich, die Sicht verschwand, und der Atem wurde schwer. Ein junger Mann stemmte sich gegen den Sturm. „Ich darf nicht stehen bleiben“, dachte er, „ich muss weitergehen.“ Ein alter Beduine neben ihm schüttelte den Kopf. „Manchmal“, sagte er, „gibt es keinen anderen Weg, als innezuhalten. Den Kopf zu senken, zu warten, bis der Sturm vorüberzieht.“

Der Junge tat, wie ihm geraten: Er fand einen kleinen Busch, schützte sich mit einer Decke so gut er konnte, atmete tief, und ließ den Sturm über sich hinwegziehen. Stunden vergingen. Dann legte sich der Wind, die Dünen glätteten sich wie von unsichtbarer Hand, und die Karawane konnte ihren Weg fortsetzen.

‚Die Wüste reinigt sich selbst mit Wind und Sand; jeder Sturm trägt die Erinnerung an Bewegung und Veränderung in sich.‘ (Unbekannt)

Der Beduine sprach: „Der Wind schleift die Dünen, verändert ihre Form. So ist es auch mit den Stürmen des Lebens: Sie erschweren das Gehen, sie treffen uns, aber sie formen uns, machen uns wacher, geduldiger, stärker. Und wenn wir stillhalten, bis die stärkste Böe vorüber ist, können wir wieder klarsehen.“

Der Junge ging weiter. Der Sand unter seinen Füßen war jetzt ruhiger, und in ihm wuchs die Gewissheit: Kein Sturm hält ewig. Jeder Wind hinterlässt Spuren – aber auch neue Wege.

‚Die Stürme im Leben fordern uns heraus. Wer lernt, ihnen standzuhalten und Geduld zu üben, erkennt, dass jeder Sturm Spuren hinterlässt, die unser Leben formen.‘

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