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Das Leid der Oase (Geschichte nach Arthur Schopenhauer)

Es war einmal eine wundervolle Oase. Sie grünte in einer Pracht, die schöner kaum sein konnte. – Eines Tages blickte die Oase um sich, sah sie aber nichts anderes als die Wüste rings um sich. Vergebens suchte sie nach ihresgleichen und wurde ganz traurig. Laut begann sie zu klagen:

“Ich unglückliche, einsame Oase! Allein muss ich bleiben! Nirgends meinesgleichen. Nirgends jemand, der Freude an mir und meiner Pracht hat. Nichts, als die traurige, sandige, felsige, leblose Wüste umgibt mich. Was helfen mir hier in meiner Verlassenheit all meine Vorzüge und Reichtümer?”

Da sprach die alte und weise Mutter Wüste: “Mein Kind, wenn es denn anders wäre und nicht ich – die traurige, dürre Wüste – dich umgäbe, sondern wenn alles um dich herum blühend, grün und prachtvoll wäre, dann wärst du keine Oase. Du wärst dann kein begünstigter Fleck, von dem, noch in der Ferne die Wanderer rühmend erzählen. Du wärst dann nur ein kleiner Teil von mir und bliebest unbemerkt. Darum also ertrage in Geduld, was die Bedingung deiner Auszeichnung und deines Ruhmes ist!”

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten.
Achte auf deine Taten, denn sie werden deine Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
[Aus dem Talmud]

Wenn ich gehe, dann gehe ich

Ein in Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so gesammelt sein könne. Dieser sagte: ‘Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich.’ Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: ‘Das tun wir auch, aber was machst du darüber hinaus?’ Er sagte wiederum: ‘Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich. Wenn ich bete, dann bete ich.’ Wieder sagten die Leute: ‘Das tun wir doch auch.’ Er aber sagte zu ihnen: ‘Nein. Wenn ihr betet, seid ihr schon wieder bei euren Geschäften. Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon. Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon. Wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel …’

Mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen – den eigenen Körper bemerken

Die folgende Übung richtet unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper. Meist nehmen wir es als selbstverständlich hin, dass er funktioniert. Und selbst wenn unser Körper signalisiert, dass er überfordert und erschöpft ist, ignorieren wir das im Allgemeinen. Erst wenn wir krank werden, schenken wir ihm vorübergehend Beachtung. Die folgende Übung der Aufmerksamkeit auf den Körper kann hier ein Gegengewicht bilden.

Sitzend weiß ich: Ich sitze

Wo und wie sitzt du im Moment, während du diese Zeilen liest? Was spürt der Rücken? Sind die Schultern entspannt? Wenn nicht, dann probiere deine Sitzhaltung so zu ändern, dass sie angenehm ist. Achte am heutigen Tag darauf, wie du sitzt!

Gehend weiß ich: Ich gehe

Wähle für folgende Übung einen Weg aus, den du täglich zu Fuß machst, beispielsweise zum Auto. Versuche darauf zu achten, wie du gehst: langsam oder schnell, eilig verkrampft oder entspannt? Spüre die einzelnen Schritte. Fühlst du, ob deine Schuhe hart oder bequem sind. Sind deine Füße warm oder kalt? Fühlst du dich wohl beim Gehen? Wenn möglich, ändere dein Tempo oder die Körperhaltung so, dass du dich wohl fühlst.

Wartezeiten nutzen

Musst du manchmal auf den Bus, beim Arzt, bei der Post oder an der Kasse warten? Anstatt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen zu treten und nervös auf die Uhr zu schauen, könntest du solche Situationen auch nutzen: Achte auf die Umgebung und ihre Eindrücke: Welche Geräusche hörst du? Ist dir warm oder kalt? Blickst du finster drein? Beißt du die Zähne zusammen? Ist die Stirn gerunzelt?

Achtsamkeit im Advent

Die Adventszeit gehört zu den besonders ausgefüllten Zeiträumen im Jahreskreis. Gerade in den vier Wochen vor Weihnachten ist daher die Sehnsucht nach Ruhe und Besinnung besonders groß. Doch gerade in dieser Zeit ist es eine große Herausforderung, dass wir die Welt, die uns umgibt mit allen Sinnen bewusst wahrnehmen: uns wundern über die Licht- und Schattenspiele am Morgen und Abend, über eine Musik, die uns tief berührt, über den Geschmack oder Duft einer Frucht. Diese Form von ‘erlebtem Glück’ möchte ich hier als ‘Achtsamkeit’ bezeichnen.

Achtsam sind wir nicht, wenn wir mehrere Dinge gleichzeitig oder automatisiert erledigen, wenn eingeschliffene Gewohnheiten uns steuern oder wir Lösungswege nur aus einer Quelle beziehen. Leicht verlieren wir so im Trubel des Alltags mit seinen vielfältigen Verpflichtungen und Ablenkungen die innere Ruhe. Denn:

‘Immer wenn wir glauben, etwas schon zu wissen, sind wir nicht mehr präsent.’

Der Adventskalender bietet 24 Impulse zum Thema ‘Achtsamkeit’ und kann uns dazu anregen, die unendliche Vielfalt um uns herum achtsam wahrzunehmen. Achtsam sein bedeutet, innere und äußere Vorgänge mit ungeteilter, entspannter Aufmerksamkeit zu beobachten und ‘das ganze Bild’ aufnehmen. Es geht dabei vor allem um ein Wahrnehmen, Erspüren, Loslassen – um zu einer Haltung der Gelassenheit zu finden. Ein Ort, wo dies besonders gut gelingt, ist die Wüste. Und so möchte ich in die Gedanken und Impulse des Adventskalenders auch immer wieder Fotos und Texte von diesem spirituellen Ort einweben.

‘Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, das notwendigste Werk ist stets die Liebe.’ (Meister Eckehart)

Die Perle der Stille

„Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens. Das Gegenstück zur äußeren Stille ist innere Stille jenseits der Gedanken.“ (Eckhart Tolle)

Bei der Perle der Stille geht es um Sein, nicht um Tun. In der Stille kommen wir in Kontakt mit unserem Innersten.

In der vollkommenen Stille hört man die ganze Welt. (Tucholsky)

Leih der Stille dein Ohr, damit du das Singen der Ewigkeit vernimmst. (Helga Schäferling)

Nur in der Stille hören wir uns. (Ulrich Bänziger)

Die Perle der Nacht

„Die Frage ist nicht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Frage ist, ob du vor dem Tod lebendig bist.“ (Osho)

Die Perle der Nacht steht für die dunkelsten Momente im Leben; für das, was dem Leben Sinn, Kraft und Mut entzieht. Das schwarze Nichts kann unerträglich sein. Aber um die Morgendämmerung aufscheinen zu sehen, muss die Nacht durchlebt werden.

„Ich habe einen Traum.“ (Martin Luther King)

„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

„Was immer das Leben mir zuwirft – ich nehme es und bin dankbar dafür.“ (Tom Felton)

„Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ (Konfuzius)

Die Geheimnisperlen

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint Exupéry)

Die Geheimnisperlen sind unsere innersten Träume, Gedanken oder Wünsche sicher verwahrt. Manchmal auch Dinge, für die wir nicht einmal Worte haben.

„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

„Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“ (Walt Disney)

„Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht?“ (George Bernard Shaw)

Die Perle der Liebe

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Die Perle der Liebe: Zu lieben heißt, für andere da zu sein und etwas von sich selbst zu verschenken. Es geht darum, lieben zu lernen, ohne eine Gegengabe zu erwarten – eine Lebensaufgabe.

„Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Die Perle der Gelassenheit

„Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.“ (Dalai Lama)

Die Perle der Gelassenheit ist ein Ort der Ruhe. Bei den gelassenen Augenblicken des Lebens geht es um Freiheit und die Frage: Was kann ich weglassen? – Man kann stolz auf sich sein, wenn man es schafft, sich einer einzigen Sache ganz bewusst zu widmen. – Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Und wenn ich esse, dann esse ich.

„Verbringe jeden Tag einige Zeit mit dir selbst.“ (Dalai Lama)

„Wenn du dein Leben so erfüllt und glücklich leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: Im Hier und Jetzt!“ (Doris Kirch)