Träume und das Erkennen von Luftschlössern

„Träume sind die Flügel der Seele. Manche tragen uns weit, andere lassen uns im Kreis fliegen.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Der Reisende hatte sich in die Wüste aufgemacht, um Klarheit zu finden – über seinen Weg, seine Wünsche und die Träume, die in ihm lebendig waren. Er wollte erkennen, was er im Leben noch erreichen, was er verwirklichen wollte.

Die Sonne stand hoch am Himmel, die Luft flimmerte. In der Ferne glaubte er Wasser zu sehen – eine Oase, ein glitzernder See, Palmen, die sich sanft im Wind bewegten. Hoffnung erwachte in ihm, seine Schritte wurden schneller, der Gedanke an Schatten und Wasser trieb ihn voran.
„Nicht alles, was wir sehen, ist wirklich – und nicht alles, was wirklich ist, können wir sehen.“ (Khalil Gibran)
Doch je näher er kam, desto mehr löste sich das Bild auf – bis nur noch Sand blieb, heiß und unbewegt. Eine Fata Morgana. Ein Trugbild aus Licht und Sehnsucht.

Am Abend, als die Sonne sank und die Wüste sich abkühlte, setzte sich der Reisende neben einen alten Beduinen ans Feuer. Er erzählte von dem Trugbild und seufzte: „Ich habe geglaubt, ich hätte mein Ziel schon vor mir gesehen.“
‚Die Wirklichkeit ist der Boden unter den Füßen, gerade so weit, wie die nächsten Schritte reichen. Alles andere ist Vision zwischen hier und den Horizonten. Man mag darauf zuschreiten und manches, was man vor sich liegen sah, wird sich als zutreffend erweisen, aber es wird stets anders sein, als es von weitem noch den Anschein hatte.‘

Der Beduine nickte ruhig. „Die Wüste zeigt uns oft, was wir wünschen – nicht, was ist. Aber ohne Sehnsucht würdest du dich nicht auf den Weg machen. Und doch“, fügte er leise hinzu, „ein Luftschloss glänzt nur in der Ferne – eine Oase bleibt, wenn du sie erreichst. Was dich nährt und Frieden schenkt, das ist echt.“
‚Wandle voller Zuversicht in die Richtung deiner Träume.‘ (Henry David Thoreau)

Der Reisende schwieg. Er verstand, dass Sehnsüchte wie Fata Morganas sind: Sie können uns täuschen, aber sie lassen uns leben, träumen, hoffen. Manche führen in die Irre, andere zeigen uns, wohin wir wirklich gehören.
‚Zwischen Trugbild und Lebenstraum zu unterscheiden lernt man nicht mit den Augen – sondern mit dem Herzen.‘






















































