In den Pausen, wenn wir uns zum Verschnaufen im Sand niederlassen, hört man – auf Arabisch, auf Französisch – immer wieder diesen Satz: ‚Eine Flasche Wasser, bitte!‘ – ‚Dabbûsa mâ men-fadlek!‘ Kurz darauf setzt Ahmed, setzten wir die Flasche Wasser an die Lippen und lassen uns vom kühlen Nass erfrischen, spülen den Sandstaub in der Kehle hinunter. Dieser Glücksmoment, allein durch einen Schluck Wasser ausgelöst – er ist in seiner Intensität wohl einzigartig.
Die neue Hoffnung
Es ist nicht zu leugnen:
was viele Jahrhunderte galt,
schwindet dahin. Der Glaube,
höre ich sagen, verdunstet.
Gewiss, die wohlverschlossene
Flasche könnte das Wasser
bewahren. Anders die offene
Schale: sie bietet an.
Zugegeben, nach einiger Zeit
findest du trocken die Schale,
das Wasser schwand. Aber merke:
die Luft ist jetzt feucht.
Wenn der Glaube verdunstet,
sprechen alle bekümmert von
einem Verlust. Und wer von
uns wollte dem widersprechen!
Und doch: einige wagen trotz
allem zu hoffen. Sie sagen:
Spürt ihr’s noch nicht?
Glaube liegt in der Luft!»
(Lothar Zenetti)