‚Und so gibt es auf den Straßen der Wüste lange Stunden ohne Traurigkeit, ohne Langeweile, unbestimmt und erholsam, in denen man vom Schweigen leben kann… denn Allah hat aus der Wüste alles Überflüssige entfernt, damit der Mensch erkennen kann, was wirklich wichtig ist. ‘
‘Ich beobachte den endlos fließenden Sand der Düne, wie weiße Wellen eines stillen Ozeans. Dort haben die Winde des Himmels freies Spiel: sie bauen Hügel, graben Täler, reißen Abgründe auf und schaffen je nach Laune des Tages neue vergängliche Landschaften. – Wer gibt mir die schweigenden Nächte zurück, die müsigen Streifzüge durch die salzigen Ebenen? Ich erkenne sie wieder in all ihrer Pracht, mit ihren trübseligen Zaubereien, diese Erde, die unter der ewigen Liebkosung der Sonne wie von Sinnen ist. Ja, ich liebe dieses Land aus Sand und Stein.‘ (Isabelle Eberhardt, 1877 – 1904)
Auf den wichtigen Handelswegen durch die Wüsten transportierten grosse Karawanen Kostbarkeiten wie Salz, Seide und exotische Gewürze. Ganz im Westen zogen sie von Marakesch bis nach Mali. Eine andere Route begann in Tunis und führte am Hoggar-Gebirge vorbei bis an den Niger. Oasen mit ihren Wasserquellen und ihrer Schatten spendenden Vegetation machten das Überleben auf den langen Wüstenrouten erst möglich.
Viele haben sich von einfachen Rastplätzen an langen Wüstenpisten zu blühenden Handelsstädten und kulturellen Hochburgen entwickelt. So gilt die syrische Hauptstadt Damaskus heute als viert heiligste Stadt des Islam. Schließlich hielt sich der Prophet in dieser Großoase ganz besonders gern auf. Bereits im Mittelalter war der ‘Diamant der Wüste’ Zentrum des damaligen Pferdehandels. Die Zeit der großen Fernkarawanen ist seit dem Siegeszug des Autos vorbei. Heute sind nur noch zwei Kamelrouten von Bedeutung: Die ‘Assalai’ in Mali und ‘Tarhalamt’ in Niger. Beide dienen vor allem dem Salzhandel.
Karawane
Die Karawane des Lebens, schau wie sie vorüberzieht. Ergreife das Glück in jedem Moment deines Lebens. Sorge dich nicht, o Mundschenk, um das Morgen deiner Gäste.
Reich uns das Glas, schenk ein den Wein – und höre: die Nacht vergeht.
Dem Stern folgen
schlafen, träumen, geweckt werden, aufwachen, aufstehen, nicht genau wissen,
sich an den Traum erinnern, auf den Weg machen, Lasten abwerfen,
durch Wüsten ziehen, die Richtung verlieren, dem Stern folgen,
einen Schritt nach dem anderen machen, an Oasen rasten,
noch einmal los gehen, müde werden, stolpern, wieder aufstehen, weiter gehen,
an der Krippe ankommen, keinen Königspalast vorfinden –
wie erwartet – trotzdem glauben