Singen, trommeln und aus der Reihe tanzen
Der Meister sagt: ‘Heute wäre ein guter Tag, um etwas Außergewöhnliches zu tun. Zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit auf der Straße tanzen. Einem oder einer Unbekannten in die Augen schauen und von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Dem Chef gegenüber eine Idee hervorbringen, mit der wir uns vielleicht lächerlich machen, an die wir jedoch glauben. Ein Instrument kaufen, das wir schon immer spielen wollten, aber nicht wagten. Die Krieger des Lichts gestehen sich solche Tage zu. Wir können den Tag auch dazu benutzen, um alte Wunden zu lecken, die immer noch weh tun. Wir können jemanden anrufen, den nie wieder anzurufen wir uns geschworen haben. Heute könnte ein Tag sein, der nicht ins Pensum passt, das wir jeden Morgen aufsetzen. Heute ist jeder Fehler erlaubt und verziehen. Heute ist ein Tag der Lebensfreude.’
Ich lobe den Tanz, denn er befreit den
Menschen von der Schwere der Dinge,
bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft.
Ich lobe den Tanz,
der alles fordert und fördert,
Gesundheit und klaren Geist
und eine beschwingte Seele.
Tanz ist Verwandlung des Raumes,
der Zeit, des Menschen,
der dauernd in Gefahr ist, zu zerfallen,
ganz Hirn, Wille oder Gefühl zu werden.
Ich lobe den Tanz. O Mensch, lerne tanzen,
sonst wissen die Engel im Himmel
nichts mit dir anzufangen.
(Augustinus, 354 – 430 v. Chr.)
‚Aber seine Stimme war rein und weich: keine andere hatte mir je den geheimen und undefinierbaren Charme dieser alten arabischen Musik, die vor mir schon zahllose traurige Seelen verrückte, so voll vermittelt.’ (Isabelle Eberhardt)
Die Zeit verstreicht, aber dies hat keine Bedeutung. Die Sterne flüstern ihre Geschichte von Unendlichkeit. Wind kommt auf, berührt sanft meine Haut. Entspannt liege ich da, hören ihnen allen zu: der Stille, dem Wind, den Sternen und den Stimmen der Weggefährten. Alle sind sie jetzt bei mir und erzählen dieselbe Geschichte. ‘Prevost hat unter den Trümmern eine Apfelsine entdeckt, und dieses unverhoffte Wunder teilen wir uns jetzt. Ich bin ganz außer Fassung, und wie wenig ist es doch für Menschen, die zwanzig Liter Wasser nötig hätten. Ich ruhe neben dem Lagerfeuer und betrachte die leuchtende Frucht, und ich sage mir: ‘Die Menschen wissen nicht, was eine Apfelsine ist.’ Und weiter dachte ich: ‘Wir sitzen hier zum Tode verurteilt, und doch verdirbt mir diese Gewissheit nicht den Genuss. Diese halbe Apfelsine, die ich in meiner Hand halte, ist eine der größten Freuden meines Lebens.’ Ich lege mich auf den Rücken, ich lutsche meine Frucht aus und zähle die Meteore. Für eine Minute bin ich restlos glücklich.’ (Antoine de Saint-Exupery)
Die drei Orangen
Der Jongleur stellt sich in die Mitte des Platzes, zieht drei Orangen aus der Tasche und wirft sie hoch. Um ihn herum versammeln sich Zuschauer, die die Anmut seiner Bewegungen bewundern. ‘Das Leben ist ganz ähnlich’, bemerkt einer zum Wanderer. ‘Auch wir haben immer in jeder Hand eine Orange, während die dritte sich in der Luft befindet. Sie wurde von erfahrener Hand geschickt in die Luft geworfen, doch dann folgt sie ihrer eigenen Bahn. – Wie der Jongleur werfen wir einen Traum in die Welt, aber wir haben ihn nicht immer unter Kontrolle. In solchen Augenblicken müssen wir fähig sein, ihn der Welt anzuvertrauen, und hoffen, dass er seine Flugbahn in Würde beendet. Und dass der Traum dann erfüllt in unsere Hände zurückfällt.’ (Paulo Coelho)
Eine Mandarine schälen (Achtsamkeitsübung von einem Zen-Meister):
‘Wenn ihr eine Mandarine schält, dann könnt ihr sie mit Achtsamkeit essen oder ohne Achtsamkeit. Esst ihr eine Mandarine achtsam, so ist euch bewusst, dass ihr eine Mandarine esst. Ihr erfahrt vollkommen ihren lieblichen Duft und ihren süßen Geschmack. Schält ihr die Mandarine, so wisst ihr, dass ihr eine Mandarine schält. Nehmt ihr ein Stück und steckt es in euren Mund, so wisst ihr, dass ihr ein Stück nehmt und es in euren Mund steckt. Empfindet ihr den lieblichen Duft und den süßen Geschmack, dann wisst ihr, dass ihr den lieblichen Duft und den süßen Geschmack empfindet. Die Mandarine, die mir gereicht wurde, hatte neun Teile. Jeden Bissen aß ich ganz bewusst und achtsam, und so erlebte ich, wie kostbar und wundervoll er war. Ich vergaß die Mandarine nicht und daher wurde sie für mich etwas sehr Wirkliches. Ist die Mandarine wirklich, dann ist der Mensch, der sie isst, auch wirklich. Das bedeutet, eine Mandarine mit Achtsamkeit zu essen.
Was aber bedeutet es, eine Mandarine ohne Achtsamkeit zu essen? Esst ihr eine Mandarine so, dann ist euch nicht bewusst, dass ihr eine Mandarine esst. Ihr empfindet nicht ihren lieblichen Duft und ihren süßen Geschmack. Schält ihr die Mandarine, so wisst ihr nicht, dass ihr eine Mandarine schält. Nehmt ihr ein Stück und steckt es in euren Mund, so wisst ihr nicht, dass ihr ein Stück nehmt und es in euren Mund steckt. Riecht ihr den Duft der Mandarine und schmeckt ihr sie, so wisst ihr nicht, dass ihr den Duft der Mandarine riecht und sie schmeckt. Esst ihr die Mandarine auf diese Weise, so könnt ihr nicht ihre kostbare, wundervolle Natur wert schätzen. Ist euch nicht bewusst, dass ihr eine Mandarine esst, so ist die Mandarine nicht wirklich. Ist die Mandarine nicht wirklich, dann ist auch die Person, die sie isst, nicht wirklich. Das bedeutet, eine Mandarine ohne Achtsamkeit zu essen.
Eine Mandarine achtsam zu essen bedeutet, wirklich in Berührung mit ihr zu sein, während ihr sie esst. Euer Geist jagt nicht den Gedanken von gestern oder morgen hinterher, er bleibt vielmehr vollkommen im gegenwärtigen Moment. Die Mandarine ist wirklich gegenwärtig. In Achtsamkeit und Bewusstheit leben bedeutet im gegenwärtigen Moment leben; euer Geist und Körper verbleiben wirklich im Hier und Jetzt. Ein Mensch, der achtsam ist, kann Dinge in der Mandarine sehen, die andere nicht erkennen können. Ein bewusster Mensch kann den Mandarinenbaum sehen, die Mandarinenblüte im Frühling, das Sonnenlicht und den Regen, die beide die Mandarine nährten. Schaut ihr ganz genau, könnt ihr die zehntausend Dinge sehen, die die Mandarine möglich gemacht haben. Betrachtet ein Mensch eine Mandarine mit Bewusstheit, so kann er alle Wunder dieses Universums darin erkennen; ebenso kann er sehen, wie die Dinge aufeinander einwirken. Unser tägliches Leben kann man gut mit einer Mandarine vergleichen. So wie eine Mandarine aus einzelnen Stücken besteht, so besteht ein Tag aus vierundzwanzig Stunden. Eine Stunde ist wie ein Stück der Mandarine, und die vierundzwanzig Stunden eines Tages zu leben ist wie das Essen aller Mandarinenstücke. Der Pfad, den ich gefunden habe, ist der Pfad, jede Stunde des Tages in Bewusstheit zu leben, mit Geist und Körper im gegenwärtigen Moment zu leben. Das Gegenteil ist ein Leben in Unachtsamkeit und Achtlosigkeit. Leben wir unachtsam, dann wissen wir nicht, dass wir lebendig sind. Wir erfahren das leben nur unvollständig, denn unser Geist und unser Körper verweilen nicht im Hier und Jetzt.’
Orange-Zimt-Tee (4 Gläser):
4 Beutel schwarzer Tee mit Orangen-Aroma, 50 ml brauner Rum, 1 Orange, 4 TL Kandiszucker, 2 Stangen Zimt, 4 Sternanis
Den Tee mit 700 ml kochendem Wasser übergießen. 5 Minuten ziehen lassen. Teebeutel entfernen, Rum unterrühren. Orange in Scheiben schneiden und mit dem Kandiszucker auf vier Gläser verteilen. Je eine halbe Zimtstange, Sternanis zugeben. Mit dem heißen Grog übergießen.