‘Jedes Erlebnis mit der Wüste wird uns zeigen, wie wesentlich für uns der andere Mensch ist, der Begleiter, der uns hilft zu überleben. Denn erst in der Wüste erkennt man einen guten Weggefährten.’ (Arabische Weisheit)
An meinem ersten Abend in der Wüste (2005) haben die Beduinen für mich einen arabischen Namen ausgewählt. Seitdem heiße ich ‘Mabrouka’, was soviel wie ‘die Segnende’ oder ‘die alles willkommen heißende’ bedeutet. Seit mich der Wüstenvirus infiziert hat, bin ich jedes Jahr mehrmals in Tunesien und organisiere Kameltrekkings im Grand Erg.
Meine Beduinenfreunde sind Angehörige des Stammes der Sabriya.
Ursprünglich kommen diese aus Südmarokko und besiedeln heute die kleinen Dattel-Oasen El Faouar und Es Sabriya.
Beduine ist vom arabischen Wort badawi abgeleitet und kann mit ‚Volk des Anfangs‘ übersetzt werden.
Mit ihrer Lebensweise, die mehr als 150 Mal länger existiert als irgendeine postindustrielle Gesellschaft, stellen die Wüstennomaden eine direkte Verbindung zu unseren fernen Vorfahren her.
Brunnenbohrungen während der französischen Kolonialzeit, die Einführung der Schulpflicht nach der Unabhängigkeit, die neuen Grenzen und eine extreme Dürre in den 70er Jahren – all das ließ das vollnomadische Leben in der Wüste allmählich verschwinden.
Der Stamm der Sabriya blieb lange Zeit vom modernen Leben unberührt. Dann ließen auch sie sich an der ‚Quelle der Tamariske‘ nieder. Diese hatte die heilige Oummi Henda, die Urmutter des Stammes, erschlossen.
Amor (geb. 1966), Sohn einer angesehenen Familie aus El Faouar, erbte von seinem Vater fruchtbares Oasenland.
Der Vater von sechs Kindern betreibt mit seinen erwachsenen Söhnen eine florierende Dattelplantage und eine Gärtnerei. Er hat es – Dank seiner Weitsicht – zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht.
Als Vater einer schwerbehinderten Tochter engagiert er sich im Verein Zahrat-El-Hayat für Bildungschancen und die Betreuung von Kindern mit Behinderung.
Mit Amor organisiere ich meine Wüstenkarawanen.
Ich habe ihn 2005 kennen gelernt und seitdem verbindet uns eine enge Freundschaft. Auch seine Familie hat mich mittlerweile als ‚Schwester‘ in ihre Mitte aufgenommen.
Amor hat einen guten Blick für die Gruppe und trägt jedes Mal viel zum Gelingen und zur Zufriedenheit der Karawane bei.
Hedi (geb. 1961) lebt in Es Sabriya. Er ist verheiratet und hat 5 Kinder. Viele Jahre seines Lebens verbrachte Hedi in der Wüste. Eine Schule konnte er nicht besuchen. Deshalb spricht er ausschließlich Arabisch.
Sein Blick für das Wohlergehen der Gruppe und seine ausgeglichene freundliche Art ist eine SEHR große Bereicherung.
Als ‘chef de la cuisine’ verwöhnt Hedi uns täglich mit seinen exzellenten Kochkünsten.
Besonders bewundernswert ist sein ausgeprägter Orientierungssinn. Mit Hedi werden wir uns sicher nicht verlaufen und werden jeden Brunnen finden.
Wenn wir rund ums Feuer sitzen, ist es Hedi, der seiner Flöte wunderschöne Melodien entlockt. Zuständig für die Kamel-, Ziegen- und Schafhaltung war er oft wochenlang völlig allein in den Sandmeeren der Sahara unterwegs. Dieses Leben hat ihn geprägt und ihm einen einmaligen Erfahrungsschatz geschenkt.
‘Beduinen kannst du nur verstehen, wenn du mit ihnen am Feuer sitzt.’
Massaoud (geb. 1969) ist ein sehr erfahrener Kameltreiber und lebte lange Jahre als Vollnomade in der Sahara. Von daher kennt er die Wüste wie seine Westentasche.
Von ihm habe ich viel im Umgang mit den Dromedaren gelernt. Das Wohl der Kamele hat er ebenso im Blick wie das Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Wüste.
Mit seiner zurückhaltenden und etwas schüchternen, aber sehr herzlichen Art ist er ein wichtiges Mitglied unserer Karawane.
In der Wüste ist er auch zuständig für das Feuerholz sowie das Aufstellen der Beduinenzelte.
Masaoud strahlt in jeder Situation eine große Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit aus. Ich vertraue ihm voll und ganz.
Ein anderer wichtiger Wegbegleiter in der Wüste ist das Kamel. Ohne das Dromedar, das Dank seiner hervorragenden Anpassung an den Lebensort Wüste endlose Strecken durch Sand und Stein zurücklegen kann, gäbe es keine Karawanenstraßen, keinen Handel und keinen kulturellen Austausch. Die Tiere sind wie geschaffen für das extreme Klima.
Seit 2007 darf mein Dromedar Said natürlich bei keiner meiner Karawanen fehlen. Mit seiner frechen jugendlichen Art hat er schon oft zur Erheiterung der ganzen Gruppe beigetragen.
Mabrouk ist ein stolzer Nachfahre eines weißen Dromedars aus Agadez. Mit seinem muskulösen Körperbau und seinem weißen Fell ist er etwas ganz Besonderes. Obwohl er mittlerweile die Rolle eines stolzen Leitbullen hat, ist er ein sehr ausgeglichenes Tier. Mabrouk begleitet uns seit 2010 und lässt sich von mir sehr gut führen und reiten. Im Kontakt mit ihm habe ich sehr viel über Kamelpsychologie gelernt.
Ahmed (geb. 1959) ist ein treuer Begleiter auf meinen Karawanen.
Über zwei Jahrzehnte seines Lebens hat er als traditioneller Beduine in der Steinwüste des Dahar gelebt. Auch Ahmed hat keine Schule besucht .
Ahmed hat zudem einen feinen Humor und eine ausgeprägte Begabung für Komik. Er ist zu jedem Scherz aufgelegt und ein leidenschaftlicher Sänger beim Wandern durch die Dünen.
Abends am Lagerfeuer ist es meist Ahmed, der leidenschaftlich trommelt, tanzt und singt.
Mit Ahmed war ich in den letzten 15 Jahren schon unzählige Male in der Wüste. Am Abend, wenn wir um das Feuer sitzen, erzählen wir uns gerne die vielen alten Geschichten, die wir bisher erlebt haben.