„Veränderung ist am Anfang schwer, mittendrin chaotisch und am Ende wunderschön.“
Dr. Aysun Yaşar, Dozentin an der Fakultät für Islamwissenschaften in Kilis, grüßt uns herzlich aus der Türkei. Über viele Jahre hat die Caritas- Fachakademie im Wahlpflichtfach ‚Interkulturelle Erziehung‘ mit der Islamwissenschaftlerin zusammengearbeitet. Vor einigen Jahren ist sie in die Türkei ausgewandet und lehrt nun an der Universität in Kilis, einer Stadt an der syrischen Grenze.
Aysun war sofort begeistert von unserem Projekt ‚Ramadan Mubarak‘ und hat auch bei ihren Student*innen angefragt, ob sie einen Beitrag für unseren Channel schreiben möchten. In der folgenden kleinen Fotoshow seht ihr, was sie für uns zum Thema Ramadan zusammengestellt haben.
„Das Fasten ist der Friede des Körpers.“ (Crysologos)
Der Ramadan ist auch der Monat des Friedens. In einer Ramadan-Nacht empfing der Prophet Muhammad die erste Offenbarung. Die „Laylat al-Qadr“ (Nacht der Bestimmung) wird als im Koran als friedensreiche Nacht bezeichnet: „Friede ist sie, bis zum Anbruch der Morgendämmerung.“ (Sure 97, Vers 5) Dem Wunsch nach Frieden entspricht auch die arabische Begrüßungsformel „As-salam ‚alaikum“–Friede sei mit dir! Viele Menschen erbitten und erhoffen gerade im Ramadan den Frieden für jene Region, in der die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam liegen.
„Fasten führt zu einer tiefen Verbundenheit mit sich selbst, mit den anderen Menschen und mit der Natur, deren Luft wir atmen, deren Wasser wir trinken, die uns ernährt, von der wir also leben. Aus dieser tiefen Verbundenheit mit allen und allem wächst die Bereitschaft, sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.“ (Niklaus Brantschen)
„Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann.“ (aus Siddharta; Hermann Hesse)
Das ist Bara, er ist 25 Jahre alt und wohnt in Mont Rolland (Sénégal). Einige Studierende der Fachakademie Bamberg haben ihn bei einem Besuch seines Dorfes im Rahmen des Jugendaustauschs getroffen. Er studiert gerade Elektromechaniker im ersten Jahr. Zum Ramadan hat er folgende Gedanken:
‚Der Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islams. Es ist eine Zeitspanne ( 1 Monat oder 29 Tage), in der die Muslime fasten, d.h. zwischen Sonnenaufgang und -untergang nichts trinken, nichts essen, nicht rauchen und keinen sexuellen Kontakt haben. – Ja, es gibt im Senegal Traditionen, es gibt Menschen, die jeden Tag umsonst Essen zubereiten um dieses dann zum Zeitpunkt des Fastenbrechens zu teilen. Zwischen dem Christentum und dem Islam gibt es viele Gemeinsamkeiten, hier möchte ich nur eine wiedergeben: Beim Fasten verzichten beide auf Trinken und Essen. Das, was ich den Jugendlichen dieser Welt mitteilen möchte, ist: Unabhängig davon, ob man muslimisch oder christlich ist: wir sollen jeden in seinem Glauben respektieren, weil wir alle nur einen einzigen Gott haben.‘
Je me nomme Bara Fall j’ai 25 ans j’habite à Mont Rolland par rapport à mes études je suis en premier année de formation du métier d’electromecenicien. Le ramadan est l’un des cinq piliers de l’islam. C ‚est une période (1 mois ou 29 jours)où les musulmans n’ont pas le droit de manger de boire de fumer ou encore d’avoir de relation sexuelle entre le lever et le coucher du soleil. Oui ya des tradition au Sénégal parceque ya des personnes qui préparent chaque jours les choses à manger gratuitement à l’heure de chaque rupture du jeûne. Absolument ya beaucoup de points communs mais je peux citer quelques c’est le fait de ne pas manger ni boire.
Ceux que je voulais dire aux jeunes du monde aient que soient musulmans ou chrétiens nous devons respecter chaque un sa croyance car nous avons un seul et unique.
Es ist ein beklemmendes Fotodokument, das doch Hoffnung gibt: Muslime in Syrien feiern Fastenbrechen inmitten einer zerstörten Straße. – Die lange Tafel ist mit einer roten Tischdecke belegt. Rund 50 Menschen sitzen auf Plastikstühlen, unter ihnen viele Kinder. Um die Tischgesellschaft herum: Zerstörte Häuser, Trümmer, Verwüstung.
Das Foto der Muslime, die sich im kriegszerstörten Stadtteil Douma in Damaskus zum Fastenbrechen während des Ramadan getroffen haben, wirft auf beklemmende Weise erneut ein Schlaglicht auf den seit zehn Jahren dauernden Krieg in Syrien: ein Stück Normalität inmitten des Chaos.
Die Menschen in Syrien sehnen sich nach Frieden. Und der Ramadan gilt unter Muslimen als eine Zeit des Friedens. Im Fastenmonat sollen die Menschen Enthaltsamkeit üben und in sich gehen. Damit gehört der Ramadan im Islam zu den drei Monaten, in denen Kriege eigentlich verboten sind.
In Syrien aber ist kein Ende der Gewalt absehbar. Die Menschen, die zwischen den Trümmern von Damaskus das Fastenbrechen feiern, werden wohl noch weiter auf einen friedlichen Ramadan hoffen müssen.
Mandalas haben in einigen Religionen eine besondere Bedeutung und werden auch zu Meditationszwecken verwendet. Der Begriff Mandala bedeutet so viel wie „vom Zentrum ausgehend“. Vereinfacht ausgedrückt sind Mandalas Bilder aus geometrischen Formen, die sich um einen Mittelpunkt bilden. Besonders bei Kindern hat das Ausmalen von Mandalas positive Wirkungen, zudem macht es ihnen großen Spaß.
Auch im Ramadan hat das Ausmalen von arabischen Mandalas oder einer Kalligraphie seinen Platz.
Beim Malen lässt sich herrlich entspannen und dadurch Stress abbauen, der Gedankenfluss beruhigt sich, die Kreativität und Konzentration wird gefördert und es wirkt beruhigend und steigert die Gelassenheit.
Probiert es einfach mal aus!
Nun lade ich euch ein, ein Video – gestaltet von muslimischen Jugendlichen – anzusehen. Yoursa erzählt die Geschichte des Propheten Sulaiman. Dabei sieht man Bilge, die dazu eine Kalligraphie zeichnet.
Das Fasten ist die Speise der Seele. Wie die körperliche Speise stärkt, so macht das Fasten die Seele kräftiger und verschafft ihr bewegliche Flügel, hebt sie empor und lässt sie über himmlische Dinge nachdenken. (Johannes Chrysostomos)
Wer den ganzen Tag nichts gegessen hat, verdient nach Sonnenuntergang besonders gute Speisen. Hummus eignet sich da hervorragend, ist leicht herzustellen und schmeckt am Abend nach dem Fastenbrechen gut mit türkischem Fladenbrot oder Gemüse-Sticks.
Die Grundlage von fast jedem Hummus-Rezept sind Kichererbsen und die orientalische Sesampaste Tahin, auch Tahini oder Tahina genannt. Die Kichererbsen kannst du aus der Dose bzw. aus dem Glas verwenden, oder auch getrocknet, dann musst du sie über Nacht in Wasser einweichen. Zusammen mit Olivenöl, Limetten- oder Zitronensaft, Knoblauch und verschiedenen Gewürzen – oft Kreuzkümmel und Paprikapulver – werden die Zutaten zu einem cremigen Hummus-Dip püriert.
Ein besonderes Rezept: Süßes Schoko-Humus
Zutaten:
1 Dose Kichererbsen (265 g Abtropfgewicht) 5 Datteln
30 g Kakaopulver 4 TL Ahornsirup
2 EL ungesüßtes Erdnussmus Vanielleschote
Zimtpulver Salz
400 g frisches Obst zum Dippen
Die Kichererbsen abgießen, kalt abspülen und abtropfen lassen. Die Datteln entsteinen und grob hacken. Beides mit Kakao, dem Ahornsirup, dem Erdnussmus, Vanille, je eine Prise Zimt und Salz mit 60 ml Wasser in einen Mixer geben und zu einer geschmeidigen Masse pürieren. – Schoko-Humus in einer Schüssel anrichten. Die Früchte je nach Sorte vorbereiten und in mundgerechte Stücke schneiden. Zum Dippen zum Humus servieren.
Ein Beitrag von Yasemin Karakus (Studierende an der FAKS Bamberg):
Der Ramadan bedeutet für mich, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sich zu besinnen und den kleinen Dingen des Lebens mehr Bedeutung zuzuschreiben.
Zudem ist der Ramadan der Monat, in dem ich verstärkt Dankbarkeit verspüre: Dankbarkeit gegenüber Allah, der uns Tag für Tag begleitet und es uns ermöglicht, besondere Zeit in Gemeinschaft und Frieden miteinander zu erleben.
Durch das Fasten wird mir immer wieder bewusst, dass all das aus dieser Erde nicht selbstverständlich ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich am Abend an einem gedeckten Tisch voller Speisen sitze. Genauso ist es nicht selbstverständlich, dass ich mein Fastenbrechen mit einem Glass voll sauberem Wasser eröffnen kann.
Wasser, auf das wir jederzeit zugreifen können. Das fließend Wasser, das beim Aufdrehen des Hahns herauskommt, obwohl es eines der wertvollsten Dinge ist, die wir besitzen.
Oruc tek aclik degildir, Oruc bedenini ac birakmak ve ayni zamanda ruhunu doyurmaktir. (türkisch)
Fasten ist nicht nur das Hungern, es ist das Hungern des Körpers und gleichzeitig das Sättigen der Seele.
(Aussage meiner Mutter über die Persönliche Bedeutung des Fastens)
Die kommunistische Führung in Xinjiang hat erneut uigurischen Schülern, Studenten und Staatsangestellten das Fasten zum Ramadan untersagt. Wie schon im vergangenen Jahr veröffentlichte die Provinzregierung gleich zu Beginn des Ramadan eine Erklärung auf ihrer offiziellen Internetseite, in der davor gewarnt wird, tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten. Uigurische Schüler berichten, Lehrer hätten sie gezwungen, Wasser zu trinken. Behörden verpflichten uigurische Händler zudem, in ihren Geschäften Alkohol und Tabak anzubieten. Von den rund 20 Millionen Einwohnern Xinjiang ist etwa die Hälfte der Bevölkerung muslimisch. Die meisten davon sind Uiguren oder gehören der Minderheit der Hui an.
Keine freie Religionsausübung
Der Weltkongress der Uiguren, die in Deutschland ansässige Exilorganisation, hält die Unterdrückung des Fastens für einen klaren Verstoß gegen die Menschenrechte. Zudem verschärften diese Anweisungen die ohnehin bereits angespannte Lage zwischen Uiguren und den zugezogenen Han-Chinesen vom Kernland, die inzwischen die Mehrheit ausmachen. „Die uigurische Gemeinschaft ist zu Recht sehr besorgt“, heißt es in einer Erklärung.
Offiziell herrscht in der Volksrepublik Religionsfreiheit. Doch die Realität ist eine andere. Immer wieder beklagen Uiguren, dass ihnen die freie Ausübung ihres Glaubens verwehrt wird. Moscheen stehen unter staatlicher Kontrolle, Imame werden von kommunistischen Parteisekretären bestimmt.
Ausländische Journalisten werden bei der Berichterstattung behindert und sofort von örtlichen Staatssicherheitskräften begleitet, sobald sie Xinjiang betreten. Unabhängige Recherche ist unter diesen Umständen nicht möglich – zumal uigurische Gesprächspartner mit staatlichen Repressionen rechnen müssen, sobald sie mit ausländischen Journalisten reden.
Corona und Ramadan – Soraya (22 Jahre, aus Bremen) erzählt
„Als ich das erste Mal gefastet habe, war ich wahrscheinlich knapp zehn Jahre alt. Eigentlich kann ich mich an keine Zeit erinnern, in der die Fastenzeit keine Rolle in meinem Leben gespielt hat. Anders als Viele denken, geht es beim Ramadan nicht nur darum, den ganzen Tag über nichts zu essen und zu trinken. Es gehört viel mehr dazu.
Für Musliminnen und Muslime ist der Fastenmonat Ramadan der spirituellste Monat im Jahr. Wir besinnen uns auf gute Taten, und achten verstärkt auf unsere spirituelle Gesundheit. Dazu gehört, dass wir versuchen, uns von toxischen Angewohnheiten zu lösen: Nicht lästern, nicht fluchen, nicht rauchen. Das Essen selbst ist natürlich keine toxische Angewohnheit – trotzdem soll uns das Fasten dabei helfen, uns auf das Wesentliche zu besinnen. Dankbar für all das zu sein, was wir an Nahrung aufnehmen. Jeder Mensch, der schon mal gefastet hat, kann bestätigen, dass selbst Wasser – das sonst ja geschmacklos ist – im Monat Ramadan auf einmal seinen Geschmack zurückbekommt. Deshalb ist es nicht Sinn und Zweck des Ramadans, sich nach Sonnenuntergang den Magen bis zum Anschlag vollzustopfen. Was aber sehr wohl dazu gehört, ist das abendliche Fastenbrechen mit unseren Liebsten.
Wer selbst keine große Familie hat, lädt meistens Freunde und Leute aus der Nachbarschaft zu sich ein. Oft wird gemeinsam gekocht. Selbst diejenigen von uns, die normalerweise in ihrem hektischen Arbeitsalltag nicht dazu kommen, selbst zu kochen, bekommen im Ramadan zum Abend hin eine frischgekochte Mahlzeit. Moscheen und Vereine laden zum gemeinsamen Fastenbrechen ein und sammeln Spenden, um Obdachlosen und Bedürftigen kostenlose Speisen zu ermöglichen. Manche von uns verbringen sogar einen Teil des Ramadans im Ausland bei ihren Verwandten. Viel davon wird dieses Jahr nicht stattfinden – oder zumindest anders ablaufen, als sonst.
Ich lebe seit zwei Jahren nicht mehr bei meinen Eltern. Trotzdem sind sie meine Kernfamilie. Ob wir uns im Garten verabreden können, um an der frischen Luft gemeinsam unser Fasten zu brechen? Bis jetzt klingt das nach einer guten Idee. Trotzdem steht fest, dass wir wahrscheinlich die meiste Zeit eher allein sein werden, um unnötige Wege zu vermeiden und so wenig Keime wie möglich auszutauschen. Da die Moscheen noch geschlossen sind, fallen alle Veranstaltungen und gemeinsame Gebetsrunden natürlich auch aus. Das ist ziemlich traurig.
Man kann aber auch versuchen, sich auf die positiven Seiten zu konzentrieren: In Selbstisolation finden viele, die sonst ein aufgedrehtes Sozialleben haben, endlich Zeit zum Kochen! Einkaufen darf man ja. Und telefonieren, um nach Omas Rezepten zu fragen. Zugegeben: Es wird sich komisch anfühlen, Baklava für eine Person einzukaufen. Normalerweise kauft man das nämlich kiloweise, um sich mit möglichst vielen Leuten zusammen in einen süßen diabetischen Schock zu versetzen.
Es ist seltsam und ungewohnt, dass der gemeinschaftliche Aspekt der Fastenzeit überwiegend wegfallen wird. Aber vielleicht können wir die Zeit nutzen, uns spirituell auf uns selbst zu konzentrieren. Oder wir verabreden uns zum Video-Chat-Fastenbrechen mit Freunden und Verwandten.“