18. Dezember: Orientalische Tee-Zeremonie

Tee ist der Alltag, Kaffee ist für Feiertage. Tee ist ein Muss. Kaffee ist die Muse.

Der Orient ist zwar die Heimat des Kaffees, doch so richtig daheim ist hier eher der Tee. Ob auf der Decke im Beduinenzelt, beim Gewürzhändler – immer gibt es erst einmal Tee, wenn es richtig orientalisch sein soll. Mit ihm wird der Kunde im Basar begrüßt, mit ihm wird ein Geschäft im Restaurant besiegelt, ihn gibt es am Morgen zum Brot, ihn schlürft man noch abends nach dem Essen – und auch der flüchtige Besucher in einem Haus darf nicht gehen, bevor nicht gemeinsam Tee getrunken wurde.

Natürlich beginnt auch die Geschichte des Tees mit einer Legende. Sie trug sich um 1519 in Indien zu und berichtet von einem Königsohn namens Bodhidharma, der geschworen hatte, sieben Jahre wach zu bleiben. Als ihn dann doch einmal der Schlaf übermannte, riss er sich vor Verzweiflung die Augenlider aus und warf sie zu Boden. Sogleich wuchs an der Stelle ein grüner Strauch, unser Held kostete davon und wurde hellwach. Der Tee war entdeckt.

Dichtung oder Wahrheit?

Tatsache ist, dass der Tee ursprünglich vom indischen Kontinent stammt, von dort aus erst nach China und später nach Europa gelangte. Die nordafrikanischen Länder wurden auf dem Landweg mit Tee versorgt. Karawanen zogen mit ihren Lasten bis hinauf ins Atlasgebirge. Doch konnte sich das neue Getränk erst allmählich in den letzten 150 Jahren gegen die mächtige Konkurrenz des Kaffees durchsetzen. Mit Tee aus fernen Ländern ließen sich ganz neue und viel bessere Geschäfte machen als mit Kaffee, den der Orient ja schon hatte.

Die Teevarianten sind vielfältig: marokkanischer Minztee, Tee mit Blütenwasser, Honig, Anis- und Fenchelsamen, Majoran, Rosmarin, Safran oder Zimt. Und manche traditionellen Tees haben nie ein Teeblatt geschmeckt, weil sie mit Apfelstücken, Hibiskus oder Heilkräutern zubereitet sind.

Die Kombination von schwarzem Tee mit frischen Minzeblättern ist besonders beliebt und sorgt trotz ihrer Hitze für eine angenehm kühle Erfrischung. Die orientalische Teekanne ist jedoch nicht aus Porzelan, sondern aus schimmerndem Metall und sitzt auf dem Samowar oder direkt auf dem Feuer. Getrunken wird der stark gesüßte Tee aus dem Glas und nicht aus der Tasse.

Tee mit Minze

Minze erfrischt und reinigt, das wissen Kaugummikauer und Zähneputzer genauso wie die Orientalen, die Minze gerne frisch nach dem Essen in den Mund stecken oder zuvor im süssen Tee trinken. Gut fürs Geniessen sind würzige Sorten wie die orientalische Nana-Minze – ein guter Kontrast zu Scharfem und lange gegartem.

Je weiter die Karawane nach Westen zieht, desto mehr Minze und desto weniger Schwärze steckt im Orient-Tee.

In Marokko ist er schließlich ein süßes, erfrischendes Gebräu aus grünem Tee und viel frischer Minze, das zu jeder Gelegenheit mit elegantem Schwung ins Glas gegossen wird – das hebt den Geschmack und schützt die Lippe. Am besten ist für diesen Minztee grüner ‘Gunpowder’, dessen Blätter beim Trocknen zu Knöllchen geschrumpft sind. Ihn gibt es in jedem besseren Teeladen (sonst geht auch ein anderer kräftiger Grüntee). Besonders fein ist der Minztee, wenn man zusätzlich 2-3 abgezogene ganze Mandeln ins Glas gibt.

Minztee – Zubereitung

Für 4 kleine Gläser werden 3 TL Gunpowder mit etwas kochend heißem Wasser aufgebrüht, das nach 1 Minute wieder abgegossen wird. Dann kommen die gequollenen Teeblätter mit 4 TL Zucker, 4 Stängeln würziger Minze (Nana-Minze, keine Pfefferminze) und 1/4 l heißem Wasser in den Topf und werden zugedeckt ca. 10 Minuten ganz leicht gekocht. Wer eine von den hübschen orientalischen Metallkannen mit kleinen Füßchen und hohem Deckel hat, macht es direkt darin, sonst wird eben in eine Teekanne umgefüllt mit allem was im Topf ist. In jedes Glas 2-3 Mandeln geben. Jetzt den Tee ins Glas gießen und dabei die Kanne mit Schwung nach oben ziehen, dass es nur so schäumt. In die Teegläser kann man zusätzlich einige frische Minzblätter zur Dekoration geben.

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