Von der Weisheit und Demut der Beduinen lernen
Wüste ist der Raum, wo der Mensch auf seine eigene Winzigkeit
und Ohnmacht verwiesen wird.
(Gisbert Greshake)
Wenn man mit einem Araber eine Verabredung trifft, wird er sagen ‘inshaallah’. Oft werden Araber deshalb verspottet. Man unterstellt ihnen, mit diesem ‘inshaallah’, das so viel bedeutet wie ‘wenn Gott will’, entzögen sie sich der absoluten Verpflichtung, die Verabredung einzuhalten. Das ist Unsinn. Sie sagen das aus Demut, weil sie wissen, dass sie nicht die Herren des Schicksals sind, dass ihnen im nächsten Moment etwas zustoßen kann, das es ihnen unmöglich machen würde, die Verabredung einzuhalten. Mit diesem ‘inshaalah’ unterwerfen sie sich einem göttlichen Willen, der stärker ist als jede menschliche Absicht. Wer glaubt, er stehe über der göttlichen Fügung oder müsse sich nicht dem Schicksal unterwerfen, ist ein Narr. Wer in der Wüste lebt, lebt ganz im Heute, von der Hand in den Mund, ist frei von Bindungen, die abhängig machen. Es geht nur um das eine Notwendige, das Haben und in Sein verwandelt.’ (Jürgen Werner)
Warum glaubt der Europäer immer, über die Zukunft schwatzen zu können? Wenn es Gott gefällt, gibt es kein Morgen mehr!
(Sheik Ali Salim)
‘Sein Haus ist ein Zelt, sein Schrank ein Ast, und seine Währung sind Ziegen, Schafe und Kamele. Und doch ist er reich. Denn Kalakoa vom Volk der Tuareg nennt ein ungeheuer weites Land sein Eigen: Die Ténéré im Süden der Sahara. Und die Grenze ist ihm der Horizont.’
‘Beduinen kannst du nur verstehen,
wenn du mit ihnen am Feuer sitzt.’
Niemand kann in der Wüste leben und unverändert daraus hervorgehen. Er wird für immer, mehr oder weniger deutlich, das Zeichen des Nomaden tragen; und er wird immer das Heimweh nach diesem Leben spüren, ob leise oder brennend: ‚Ich erkenne sie wieder in all ihrer Pracht, mit ihren trübseligen Zaubereien, diese Erde, die unter der ewigen Liebkosung der Sonne wie von Sinnen ist. Nomadin werde ich mein ganzes Leben lang bleiben, verliebt in wechselhafte Horizonte, in noch unerforschte Fernen, denn jede Reise ist eine Erforschung.‘ (Isabelle Eberhardt)
‘Reisen ist, wenn man nicht denkt, sondern die Abfolge der Dinge vorbeiziehen sieht, wenn sich das eigene Lebensgefühl dem Maß des Raumes einfügt. Die sich langsam entfaltende Monotonie der Landschaft trägt dazu bei, uns Erholung von jenen Falten zu gönnen, die wir angenommen haben; uns mit einem Gefühl von Leichtigkeit und Ruhe zu durchdringen, das dem wie im Dampfbad transportierten, im Fieber liegenden Reisenden nicht zuteil werden kann. Beim ruhigen Schritt der vor Hitze ermatteten Kamele bewahren die geringsten Zufälligkeiten des Weges in meinen Augen ihre bildhafte Schönheit. Es sind keine aufgeregten Situationen; es ist ein ruhiger, lebendiger Geisteszustand, der einst allen menschlichen Rassen eigen war und sich heute noch, ganz in unserer Nähe, im Blut der Nomaden verewigt. Welch ein glückseliges Gefühl, eines Tages mutig alle Fesseln abzuschütteln und mich symbolisch mit Stab und Bettelsack zu rüsten und einfach fortzugehen. Ich glaube, es gibt prädestinierte Stunden, höchst geheimnisvolle, privilegierte Augenblicke, in denen Landschaften ihre Seele enthüllen, in denen wir plötzlich die einzige, unauslöschliche Sicht begreifen.‘ (Isabelle Eberhardt)