Buchtipp für Kinder (zweisprachig): Leyla und Linda feiern Ramadan – Leyla ve Linda ramazan kutluyorlar (von Arzu Gürz und Sibel Demirtas)
Was ist eigentlich Ramadan und wie feiert man es? – Das fragt sich auch Linda, als sie in den Sommerferien ihre Freundin Leyla in der Türkei besucht. – Für Linda wird es eine besondere und unvergessliche Erfahrung: Sie lernt viel über die Fastenzeit mit dem Mitternachtstrommler, dem Kanonenschuss und den traditionellen Ramadan Festlichkeiten.
Zum Sahur werden die Leute durch Trommeln aufgeweckt. Die Ramadan-Trommler laufen vor Sonnenaufgang durch die Straßen und wecken die Menschen auf. Dabei tragen sie kurze „Vierzeiler“ vor.
Denizden çek oltanı! Zieh Deine Angeln aus dem See!
Duvara as baltanı! Häng Deine Axt an die Wand!
Hoş geldi sefa geldi, Herzlich Willkommen.
On bir ayın sultanı. Sultan von 11 Monaten.
Ramazanla uyandı, Mit Ramazan aufgewacht.
Mümin nura boyandı, Gläubige werden gesegnet.
Hazırlıklar başladı, Die Vorbereitungen sind getroffen.
Camide kandil yandı. Die Lampe in der Moschee brennt.
Eine schöne Tradition zu Ramadan ist das Schattenspieltheater „Hacivat und Karagöz“! Es werden Geschichten zweier Nachbarn erzählt, die wie Streithähne immer um ein Thema streiten.
Karagöz ist ein lebensfroher, einfacher, aber witzgerissener Mann aus dem Volk. Er ist eine ungehobelte, sinnenfreudige Figur, die aus Geldmangel häufig Aufgaben übernehmen muss, denen sie nicht gewachsen ist (z. B. Briefeschreiben für andere).
Hacivat, der Nachbar von Karagöz, ist ein halbwegs wohlhabender Vertreter des Istanbuler Bürgertums, der sich durch gehobene Floskeln einen Anschein von Bildung gibt.
Es wird gesagt, dass die Spiele ab dem 17. Jahrhundert weit verbreitet waren und sie wurden anderem in vielen Kaffeehäusern nachts während des Monats Ramadan aufgeführt.
Mit Komik und Satire werden die Zuschauer in den Nächten des Ramadan unterhalten, zum Lachen und auch zum Nachdenken gebracht.
Das jüdische Museum Berlin hat in einem interreligiösen Projekt solch ein Schattentheater aufgeführt. Die folgenden Filmclips sind als Anregung für die pädagogische Praxis gedacht.
Aufstehen vor der Morgenröte und Ramadan-Frühstück: Muslime essen morgens besonders nahrhafte und vitaminreiche Speisen, zum Beispiel Oliven, Schafskäse, Tomaten, Sultaninen.
Morgendämmerung und Fastenbeginn: Das Fasten beginnt, wenn man einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann, also wenn der Morgen anbricht. Die Himmelsforscher in den astronomischen Instituten bestimmen heute diesen Zeitpunkt und geben ihn im Radio bekannt. Und in manchen muslimischen Ländern ziehen noch heute Trommler durch die Straßen, um den Beginn der Fastenzeit täglich anzukündigen.
Fasten bis zum Abend: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird gefastet. In Zeitungen sind religiöse Artikel abgedruckt und im Radio und Fernsehen wird der Koran rezitiert.
Sonnenuntergang: Unmittelbar nach Sonnenuntergang darf gegessen und getrunken werden. Man isst gemeinsam mit der Familie, mit Freunden oder Bekannten. Traditionell sind Datteln die ersten Nahrungsmittel , sie sind besonders nahrhaft und verträglich. Es gibt Speisen und Salate.
Der türkische süzme yoğurt ist gehaltvoller als die typischen Joghurt-Sorten aus dem Kühlregal. In Harmonie mit feinen Möhrchen und einem Hauch Knoblauch ergibt es einen frisch-deftigen Salat.
Und hier das Rezept – Möhren-Joghurt-Creme (Havuçlu yoğurt)
Zutaten: 2 große Karotten, gekocht und geraspelt | 200g Süzme Joghurt (Sahne- oder stichfester Joghurt, 10% Fettanteil) | 1 fein gehackte oder gepresste Knoblauchzehe | 2 EL Natives Olivenöl Extra | 1 Prise Salz | 1 Prise frisch gemahlener Pfeffer | 1 EL gehackte Walnüsse | zum Garnieren frische Minze oder Dill
Zubereitung: Karotten schälen, Enden abschneiden und ca. 10-15 Minuten in kochendem Wasser garen. Die Garzeit variiert je nach Größe der Möhren, sie sollten nicht weich, aber auch nicht mehr knackig sein. Dann aus dem Wasser nehmen und abkühlen lassen. Den Joghurt, gepressten Knoblauch, Olivenöl in eine Schale geben und die abgekühlten Karotten direkt hineinraspeln. Mit Salz und gemahlenem Pfeffer nach Belieben würzen und sachte vermengen. Die Creme im Kühlschrank für mind. 2 Stunden ziehen lassen. Kurz vor dem Servieren mit etwas frischem Dill und Walnüssen garnieren.
Tipp: Den Dill kann man natürlich auch vorher unterrühren, was die Frische unterstreicht.
Variante: Eine Variation der Meze wird Havuçlu Haydari genannt. Hier wird der Creme zusätzlich zerdrückter Beyaz peynir (Weißkäse oder Salzlakenkäse aus Kuhmilch) hinzugefügt. Eine andere Option ist, die geraspelten Karotten nicht zu kochen, sondern in der Pfanne mit ein wenig Olivenöl anzurösten.
Ali: ‚Übrigens Paul, Mohamed sagte einmal, dass Allah 99 Namen hat und wer sie alle kennt, kommt ins Paradies.‘
Paul: ‚Kennst du denn einige Namen?‘
Ali: Na klar, also: Der Allmächtige, der Schöpfer, der König, der Gnädige, der Heilige, der Frieden, der Stolze, der gebende, der Verzeihende, der Versorger, der Allwissende, der Hörende, der Sehende, der Gerechte, der Milde, der Großartige, der Dankbare, der Große, der Ernährende, der Großzügige, der Wächter, der Erhörer, der Weise, der Liebevolle, der Ruhmreiche, der Beschützer, der Kraftvolle, der Einzige, der Gütige, der Schützende, der Wohltäter, der Erfinder, der Geduldige, das Licht ….
Paul: ‚Wow, gut! Ich glaube dir! Das waren schon 37 Namen!‘
Viele Muslime denken viel über Gott und sich selbst nach und lesen den Koran. Der Fastenmonat hat auch einen gesellschaftlichen Aspekt. Der am eigenen Körper empfundene Mangel soll die Muslime dazu bewegen, anderen zu helfen und Verständnis für Not leidende Menschen zu entwickeln. Ein Gebot im Ramadan ist es, Gutes zu tun. Und so werden vor allem im Monat Ramadan weltweit viele Projekte von Muslimen unterstützt.
Es müssen aber nicht immer ‚weltbewegende‘ Aktionen sein. Im Folgenden eine berührende Geschichte für Kinder von Iram und Ahmed:
Geschichte von der mysteriösen Hilfe
Iram und ihr Bruder Ahmed fieberten aufgeregt den bevorstehenden Tagen entgegen. Es war Ramadan, eine Zeit, in der man Wertschätzung lernt für die Dinge, die man besitzt, und die Zeit, in der man jenen gedenkt, die nicht so viel besitzen. Beide haben ihr Geld das ganze Jahr über gespart. Iram, die sieben Jahre alt war, saß auf ihrem Bett und öffnete ihre Spardose. Münzen fielen von der Decke. „Das ist echt viel Geld. Mama sagt, dass wir jemandem helfen sollten. Sie möchte, dass wir darüber nachdenken, wieviel wir haben, und dann über jemanden, der nicht viel hat, und dass wir ihm dann etwas Gutes tun“, sagte Iram, während sie das Geld zu einem Haufen ansammelte. „Öffne deine Spardose, Ahmed“, sagte sie zu ihrem Bruder. – Die Münzen traten aus seiner Spardose auf sein Bett. „Wow! Wir können viel für jemanden tun mit so viel Geld“, sagte Ahmet lächelnd. „Dies ist so eine besondere Zeit im Jahr. Ich bin froh, dass wir anderen helfen können.“
„Doch wir müssen das im Geheimen machen, Ahmet, denk daran. Wir müssen uns jemanden aussuchen und ihm etwas sehr Gutes tun, ohne dass sie wissen, dass es von uns ist. Wen sollen wir uns aussuchen?“, fragte Iram. „Lass uns unseren Nachbarn helfen, Rashid und Fatima. Ich bemerkte, dass sie Löcher in ihren Schuhen haben“, sagte Ahmed. „Das ist eine gute Idee. Wir könnten ihnen neue Schuhe kaufen. Sie sind in dieser Hinsicht nicht so gesegnet, wie wir es sind. Wir haben viele Schuhe, nicht wahr?“, fragte Iram mit Wertschätzung.
„Ich besitze drei Paare. Du hast noch mehr. Lass uns neue Schuhe für sie in diesem Ramadan kaufen“, sagte Ahmed lächelnd. Iram und Ahmed begegneten ihrer Mutter. Sie war beschäftigt mit dem Abspülen von Geschirr. Sie sah ihre Kinder in die Küche eintreten. „Ich werde Baklawa für heute Abend machen“, sagte sie, wohl wissend, dass ihre Familie es liebte, Baklawa während des Monats Ramadan zu essen.
„Papa ist in der Moschee beim Gebet. Wenn er nach Sonnenuntergang zurückkehrt, werde ich welches gemacht haben. Inzwischen seht ihr aus, als würdet ihr etwas aushegen.“ „Wir wollen den Armen helfen. Ahmet und ich haben unser ganzes Geld das gesamte Jahr über gespart, und wir wollen damit unseren Nachbarn Rashid und Fatima helfen“, begann Iram. – Ahmed unterbrach sie mit Aufregung: „Wir wollen ihnen neue Schuhe kaufen.“
Mama lächelte über ihre wundervollen Kinder. Sie war so stolz auf sie.
„Bist du nicht hungrig, Mama?“, fragte Ahmed. Er wusste, dass sie seit dem Morgengrauen nichts mehr gegessen und nichts getrunken hat, weil sie fastet. „Ich bin ein wenig hungrig, aber das ist gut für mich. Mach dir keine Sorgen über mich. Wenn du älter bist, wirst du mehr verstehen, und du wirst auch in der Lage sein zu fasten“, erklärte sie. „Möchtet ihr, dass ich euch zum Schuhgeschäft begleite?“, fragte sie. – „Würdest du das wirklich tun, Mama? Ist unser Vorhaben also richtig?“, fragte Iram. – „Aber natürlich. Lasst uns gehen.“, sagte sie.
Sie liefen zum Schuhgeschäft und traten ein. Iram suchte sich ein Paar Schuhe für Fatima aus, und Ahmet für Rashid. Beide waren so stolz darauf, dass sie ihr Geld gespart hatten, sodass sie helfen konnten. Später gingen sie nach Hause und wickelten die Schuhkartons in glattes, braunes Papier ein. Sie warteten gespannt auf die kommende Nacht. Es würde dunkel sein und sie könnten ihre Geschenke überbringen. – Sie Sonne begann zu sinken hinter dem Horizont. Kurze Zeit später kam Papa nach Hause. Er und Mama hatten ein wenig Linsensuppe und Tomaten- und Gurken-Sandwiches für uns. Mama rief ihre Kinder: „Iram. Ahmed. Kommt und nehmt euch ein wenig Baklawa und einige frische Datteln.“ Die Kinder rannten in die Küche. Mama gab ihnen ein großes Stück. Sie aßen alles sehr schnell, denn sie wollten so schnell wie möglich ihre gute Tat vollbringen. „Esst langsamer, Kinder“, sagte Papa lachend.
Es wurde bald dunkel. Mama ließ die Kinder gehen und die Geschenkboxen holen, die sie so sorgfältig verpackt hatten. Sie legten ihre Mäntel über und gingen langsamen Schrittes über zum Haus von Rashid und Fatima. Mama flüsterte: „Alles klar, Kinder. Wir müssen sehr leise sein und sehr schnell. Ahmed, du klopfst an der Tür und rennst dann hier rüber, zu diesem Busch, wo Iram und ich uns verstecken werden. Wir werden beobachten, wie sie herauskommen und ihre Geschenke vorfinden.“ – Iram und Ahmed kicherten vergnüglich. Iram und Mama versteckten sich, und Ahmed trat mit Zehenspitzen an die Tür. Er legte beide Geschenkboxen auf die Veranda und klopfte laut. Dann rannte er, und rannte, und rannte, so schnell er konnte, zu dem Versteck, wo sich Iram und Mama befanden. „Schhhht“, flüsterte Mama. „Jemand hat die Tür geöffnet.“ Sie beobachteten, wie Rashid und Fatima auf die Veranda traten. „Schau! Da sind Geschenke für uns. Jemand ließ sie hier“, rief Rashid aufgeregt. Er und Fatima sahen um sich. Es war sehr dunkel und sie konnten niemanden sehen. Sie nahmen die Boxen mit rein.
Nach einer oder zwei Minuten warten, um sicher zu sein, dass sie nicht gesehen werden, schlichen Mama, Ahmed und Iram leise zu ihrem Haus zurück. Ahmed begann zu lachen. „Papa! Papa! Wir haben es getan! Wir schlichen uns fort und hinterließen die Geschenke!“ – Iram fügte hinzu: „Sie haben uns nicht gesehen, Papa. Sie wissen nicht, dass wir es waren.“ Sie lachte auch. – Mama und Papa traten einen Schritt zurück und begutachteten ihre Kinder. Sie waren so stolz auf sie. Sie wussten, dass ihre Kinder die wahre Bedeutung des Gebens kannten. Am nächsten Morgen, als Mama, Papa, Iram und Ahmed zu ihrem Auto liefen, um zur Stadt zu fahren, sahen sie Rashid und Fatima, die draußen spielten. Beide trugen ihre neuen Schuhe. Niemand sagte etwas. Iram und Ahmed lächelten nur, weil es für sie das beste Ramadan war.
Soufeina Hamed nutzt Comic-Zeichnungen für den interkulturellen Dialog und als Medium, um sich und andere People Of Color zu empowern. Besser bekannt ist die Psychologin unter ihrem Künstler*innennamen Tuffix. Ihr Projekt „Slices of Life – ein Sammelbuch für eine inklusive Gesellschaft“ hat zum Ziel, Rassismus und Diskriminierung auf sensible Weise in Form von Storytelling zu beleuchten.
Tuffix‘ Geschichten zeigen dagegen kurze Momentaufnahmen, die auf wahren Begebenheiten von Angehörigen verschiedener Minderheiten beruhen. Sie sind zum Teil so banal, so menschlich, dass sie uns verbinden, uns an unsere Gemeinsamkeiten erinnern. Die Inhalte sollen dabei zu konkreten Handlungsweisen der Solidarität und des Zusammenlebens anregen. Zum Ramadan, der in diesem Jahr etwas anders als sonst ausfällt, hat Tuffix ebenfalls einen Comic gezeichnet („Welcome back, Ramadan!“).
Oft lesen wir Schlagzeilen aus Zeitungen, die den Fastenmonat Ramadan aus einer nichtmuslimischen Sicht wiedergeben:
Nichts essen, nichts trinken, nichts lernen? – Ramadan, Nahrungsaufnahme erlaubt oder Sünde? – Ärzte warnen vor dem Ramadan. – Hungern bis zum Sonnenuntergang!
Was wird nicht alles über den Ramadan erzählt! Und wie stellst Du dir den Ramadan vor?
Was kannst Du sehen? Überlege, was die Zeichnerin dir mitteilen will. Warum, glaubst Du, freut sie sich auf den Ramadan? Vergleiche das Bild mit den üblichen Schlagzeilen. Was stellst Du fest?
Wellness für die Seele: nicht jammern, meckern oder kritisieren, sondern mal alles positiv sehen! Machst du mit?
Das Fasten soll um Allahs Willen geschehen und bedeutet, dass der Muslim oder die Muslima von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich nehmen darf. Die Gläubigen dürfen nichts essen, nichts trinken, nicht rauchen und sollen sich auch sexuell enthalten. Neben dieser „äußeren“ Form des Fastens hat das Fasten aber noch eine „innere“ Dimension. Diese besagt, dass die gläubigen Muslime noch mehr als sonst nichts Schlechtes reden, hören oder tun sollen. Für viele Muslime ist der Ramadan eine bewusste Auszeit für Körper und Geist, in der sie Ruhe finden und sich intensiv mit ihrem Glauben auseinandersetzen, Körper und Seele reinigen, sich solidarisch mit benachteiligten Menschen zeigen, sich auf das Wesentliche konzentrieren und auf Überflüssiges verzichten.
Wenn Ramadan beginnt, werden die Tore des Himmels geöffnet. (Sahih al-Bukhari)
Der Ramadan erinnert an die Zeit, als der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran offenbart hat. Er gilt als eine besonders heilige Zeit und ist der Monat, in dem Gott zu den Menschen spricht und die Gläubigen die Möglichkeit haben, sich intensiv mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Das Fasten im Ramadan gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam. Laut islamischer Tradition war der Prophet Mohammed der erste Moslem, der im Ramadan fastete. Er dient den Muslimen als Vorbild; das Fasten symbolisiert die Verbundenheit des Gläubigen mit seinem Schöpfer. Während der Fastenzeit sollen Körper und Seele gereinigt werden. Aber auch die Gemeinschaft und die Solidarität mit den Schwachen und Armen ist in diesem Monat besonders wichtig.
Nursen Ergin, Leiterin des Migrationssozialdienstes in Bamberg erzählt uns, was der Ramadan für sie bedeutet:
„Und versäumt es nicht gut zueinander zu sein“ (Quran 2:237)
Der Monat Ramadan, die Fastenzeit, ist für mich eine Zeit für kritische Auseinandersetzung mit sich selbst und mit dem eigenen Glauben. Zeit zum Reflektieren, in sich kehren, Zeit nehmen für sich selbst zum Beten und Meditieren. Sich an die gesellschaftlichen Werte wie Barmherzigkeit, Fürsorge und Großzügigkeit besinnen. Empathie zeigen für Arme und Bedürftige, ihnen Verbundenheit und Solidarität entgegenbringen.
In Zeiten der Corona-Pandemie fehlt mir vor allem das gesellschaftliche Miteinander. Um der Gemeinschaft Willen verzichten wir auf das Zusammensein.
Die Fastenzeit in der Türkei ist etwas Besonderes für mich. Die Moscheen und ihre Minarette werden mit Lichtern geschmückt, das Leuchten der Minarette ist so wunderschön anzusehen. Das Fastenbrechen findet meist im Kreise der Verwandten und Freunde statt. Der Tisch wird mit Köstlichkeiten sorgfältig gedeckt und es wird ein paar Minuten vor dem Muezzins-Ruf am Tisch Platz genommen. Diese gemeinsam verbrachte Zeit am Tisch hat etwas Heiliges und Spirituelles in sich und mit dem Ruf vom Muezzin wird gemeinsam das Fastenbrechen zelebriert, jeder spricht sein Gebet und fängt mit dem Namen Gottes „Bismillah“ an und beendet das Essen mit „Elhamdulillah“. Meist wird zum Schluss ein Tischgebet gesprochen, ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben und mit der Bitte um Frieden und Überwindung von Hunger auf Erden. Das Gebet (Beten, Koran lesen und rezitieren), die Mitmenschlichkeit und die Versöhnung stehen im Mittelpunkt.
Ich wünsche allen Muslimen und Musliminnen in Bamberg und auf der Erde einen gesegneten, besinnlichen, friedlichen und schönen Ramadan. (Nursen Ergin)
Ein schöner Wunsch zu Beginn des Ramadan in diesen besonderen Corona-Zeiten von Burhan Kesici, dem Vorsitzenden des Islamrates. – Und ein Lied von Mesut Kurtis ‚Ya Ramadan‘, das die Vorfreude auf den Ramadan musikalisch einfängt.
The gates of paradise are open! – Welcome month of the Quran!
‚Ramadan Mubarak‘ – das bedeutet ‚gesegneter Ramadan‘ und wird als Wunsch zu fastenden Muslimen gesagt. Der Fastenmonat Ramadan findet in diesem Jahr vom 13. April bis 12. Mai statt und liegt damit besonders nahe an der christlichen Fastenzeit, die viele in den letzten Wochen erlebt und mit dem Osterfest abgeschlossen haben.
Fasten bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auf das Überflüssige zu verzichten. Menschen haben schon immer in allen Religionen und über alle kulturellen Grenzen hinweg gefastet. Ein Fastentag bei den Juden ist der Versöhnungstag Jom Kippur. Auch im Buddhismus spielt Verzicht eine große Rolle und dient zur inneren Einkehr. Hindus folgen mit ihrem Verzicht auf Nahrung dem Beispiel Mahatma Gandhis und wollen damit ein politisches Statement setzen. Im Animismus fasten Schamanen, um sich dadurch magische Kräfte anzueignen.
Der Brauch des Fastens ist in vielen Ländern rund um den Globus fest verwurzelt. Fasten ist eine Erfahrung, die uns Menschen weltweit verbindet – auch in Deutschland, auch in Bamberg. ‚Ramadan Mubarak‘ ist eine Möglichkeit, dieses Verbindende bewusst hervorzuheben.
An jedem Tag werde ich einen Gruß, einen Wunsch, einen Vers, einen Gedanken, eine Kalligraphie oder ein Foto einstellen. Die Botschaften können uns für diese besondere Zeit der Muslime sensibilisieren und inspirieren.
Was die Augen für die äußere Welt sind, ist das Fasten für die Innere. (Mahatma Gandhi)