9. Dezember: Arabische Gastfreundschaft

Für Gäste wird im Orient alles getan:

Eine Trutzburg wird zum offenen Haus, eine Hütte zum Palast, Fremde werden zu Freunden, Feinde zu Brüdern. Und das wichtigste bei dieser Gastfreundschaft ist: ein Gast, der freundlich ist.

Es gibt im Orient viele Sitten und Bräuche, die sich von Land zu Land stark unterscheiden. Ein gemeinsamer Nenner ist die Gastfreundschaft. Sie ist eine alte Tradition und die Schriften des Propheten und seiner Nachfolger sind voll von Anweisungen, wie man einen Gast zu behandeln hat. Das ging so weit, dass es heilige Pflicht eines jeden Gläubigen war, stets beste Speisen vorrätig zu halten: Es könnte ja sein, dass ein Bruder plötzlich vor der Türe steht und Einlass begehrt.

Auch heute noch ist es für viele Einheimische üblich, jeden Fremden, der die Schwelle seines Hauses überschreitet, auch ausgiebig zu bewirten – eine Ablehnung wäre eine Beleidigung.

Für einen Gast darf es nie zu wenig und kann es nie zu teuer sein – gehe daher mit Demut in das Haus. Denke selbst wie ein Gastgeber, vor allem wenn du als Gast etwas wünschst – und schweige dann eher. Es wird auch so jeder Wunsch von deinen Augen abgelesen. Weiterhin ist es selbstverständlich, dass der Hausherr seinem Gast stets die besten Stücke reicht, wobei solche Vorschriften vor allem noch bei den Nomaden befolgt werden. Ein wenig dieses Geistes von damals ist jedoch erhalten geblieben:

Die Wünsche des Gastes genießen auch heute noch absolute Priorität in den orientalischen Ländern.

Und wer schon etwas erfahren ist, der kommt nicht pünktlich, denn damit rechnet niemand – es kann sogar als unhöflich gelten, da es den Plan der orientalischen Gastfreundschaft durcheinander bringt. Dennoch ist im Koran zu lesen,

dass man jeden Gast, ob angemeldet oder nicht, ob pünktlich, höflich, verwandt, bekannt oder nicht, als ‘Freund Gottes’ in sein Haus lässt und ihm gibt, was man hat – mindestens.

Ein traditioneller Besuch: Begrüße den Hausherren als erstes mit offenen Armen, Handschlag und einem ‘Salam aleikum’, frage von Herzen nach seiner Familie und seinen Kindern.

Wenn du etwas mitbringen willst, dann bitte keine Blumen für die Frau und schon gar keinen Wein. Besser sind da Süßigkeiten und kleine Geschenke für die Kinder – am besten etwas Schönes aus deinem Land. Begrüße dann die ältesten Männer und höre bei jedem einzelnen, wie es ihm geht. Während man sich nach der Familie erkundigt und im Gegenzug von der Heimat erzählt (nur Gutes!), geht es langsam in Richtung Diwan, wo in der Ecke schon ein Tablett-Tisch auf uns wartet. Der Gastgeber wird uns seinen besten Platz zuweisen und man sollte beim Sitzen darauf achten, dass man unsere Fußsohlen nicht sehen kann.

Mit dem Wort ‘Bismillah’ (im Namen Allahs) eröffnet der gläubige Hausherr das Gastmahl, alle anderen antworten ebenso. Dann bricht er das Brot und reicht es zuerst den Gästen.

Es heißt, wenn zwei Hände gleichzeitig nach dem Brot greifen, so droht ein Unglück.

Weiterhin sollte man wissen, dass die Schale mit dem orangen- und rosenparfümierten Wasser zum Händewaschen gedacht ist. Gibt es kein Besteck, ist es wichtig zu wissen, dass ausschließlich die rechte Hand zum Essen genommen wird (die Linke gilt als unrein) – und hier wiederum nur Daumen, Ziege- und Mittelfinger.

Speisen wir vom Teller, wird die Frau des Hauses darauf bedacht sein, dass er nie leer wird (da hilft dann nur, einen Rest zu lassen). Wenn man beim Essen eine längere Pause macht, kann es passieren, dass der Gastgeber die Tafel aufhebt, dann hat man ihm nämlich signalisiert, dass man mit dem Essen fertig ist und damit ist auch für die anderen das Mahl beendet. Gut zu wissen ist auch, dass im Orient eher schnell und schweigsam gegessen wird. Ist schließlich das frische Obst oder das Dessert verspeist, hebt der Hausherr mit einem ‘Hamdulillah’ (Gott sei Dank) die Tafel auf. Jetzt geht man gerne an einen anderen Ort, um bei Tee, Mokka und süßem Gebäck zu reden, so lange man mag. Allerdings:

Bevor der Gast nicht aufbrechen will, werden selbst die erschöpftesten Gastgeber ihn behandeln, als könnte das noch Stunden so weiter gehen.

Und damit sind wir schon bei der nächsten Stufe der Gastfreundschaft angekommen – bei der Gegeneinladung. Die ist ein Muss, selbst wenn klar ist, dass das nie etwas wird.

8. Dezember: Arabische Musik und Tanz

Von der Scheherazade, die in 1001 Nacht Märchen erzählte, um ihr Leben zu retten

Die Tänzerin

An den Hof des Fürsten Birkasha kam einst eine Tänzerin, von Musikanten begleitet. Sie erhielt die Erlaubnis auftreten zu dürfen. Den Flammentanz tanzte sie und den Tanz der Schwerter und Speere. Sie tanzte den Sternentanz und den Tanz des Universums. Und schließlich tanzte sie den Tanz der Blumen im Wind. Danach stand sie vor dem Thron des Fürsten und verneigte sich.

Der Fürst bat sie näher zu treten und er sprach zu ihr: ‘Schönes Weib, du Tochter von Anmut und Wonne. Woher stammt deine Kunst? Wie kommt es, dass alle Kräfte der Natur in deine Bewegungen und in deine Lieder einfließen?‘ – Wieder verneigte sich die Tänzerin vor dem Fürsten und antwortete: ‘Mächtiger und gütiger Herrscher, ich kenne die Antwort auf deine Fragen nicht. Ich weiß nur dies:

Des Philosophen Seele wohnt in seinem Haupt, die des Dichters in seinem Herzen, die Seele des Sängers hält sich irgendwo in seiner Kehle auf – doch der Tänzerin Seele fließt in ihrem ganzen Körper!‘

Kamasutra

‚Ihr Atem ist wie Honig, mit duftender Nelke gewürzt,

Ihr Mund so köstlich wie eine reife Mango,

Ihre Haut zu küssen gleicht dem Kosten der Lotosblüte,

die Mulde ihres Nabels birgt Spezereien in Fülle.

Welche Freuden jenseits davon ruhen,

die Zunge weiß es, doch kann sie es nicht sagen.‘

‚Oh, du Jasminblüte und deine erdhafte Harmonie,

deine Hüften kreisen und es vibrieren deine Schultern

und deine Hände erinnern an die Flügel von Vögeln.

Tanze und drehe dich, von einem Stern zum anderen,

von meinen Augäpfeln bis hin zur Sonne.

Der Nabel deines mit Blumen umkränzten Bauches

ist das Zentrum des Universums.

Trunken um deinen Bauch gaukeln die Sterne,

der Mond lacht und tanzt auf den Bergen

und deine Haare wehen im würzigen Wind.

Jedes Mal, wenn deine Hüften schwingen,

verlängert sich mein Leben um tausend Jahre,

jedes Mal, wenn deine Hüften pendeln,

tanzen tausend Kinder mit dir den Reigen.

Bei jeder Drehung fliegen Blütenblätter ins All

und verwandeln sich in Kinder,

deren jauchzende Schreie den Himmel erfüllen.‘

‘So gibt es in manchen Zeiten des Lebens Augenblicke, in denen nichts Außergewöhnliches geschieht, die man aber wegen ihrer unsäglichen Sanftheit nie vergisst…..

Seine Stimme war rein und weich: keine andere hatte mir je den geheimen und undefinierbaren Charme dieser alten arabischen Musik, die vor mir schon zahllose traurige Seelen verrückte, so voll vermittelt.‘

(Isabelle Eberhardt, 1877 – 1904)

7. Dezember: Die Feige

arabisch: tin; persisch: angir; türkisch: incir

Wo die Feige ist, da ist das Paradies.

Wer weiß, vielleicht haben sich Adam und Eva von ihr statt von einem Apfel verführen lassen? Schließlich bedeckten sie sich nach ihrem verhängnisvollen Biss ja auch mit Feigenblättern. – Sündig genug kann diese Frucht jedenfalls schmecken, wenn sie nicht gerade eins von diesen für den Import viel zu früh geernteten und damit mehlig-faden Exemplaren ist.

In ihrer orientalischen Heimat wird die Feige wirklich sonnenreif vom Baum gepflückt, so dass unter ihrem grünen bis violetten Flaum der betörend süße Saft fast schon im Fruchtfleisch pulsiert, das weich und warm aufs erste Reinbeißen wartet.

Das ist dann schon fast ein erotisches Vergnügen, weswegen die Feige im Orient das Symbol von Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit ist wie keine andere Frucht.

Süße und Aroma steigern sich noch, wenn die Feige nach dem Pflücken in der Sonne trocknet. Aber auch da liegen wieder Welten zwischen der knallharten, nur süßen Billig-Trockenfeige und der ganz leicht und weich gedörrten Smyrna-Feige.

Und die ist jede Sünde wert.

Sultaninen

Sie klingen schon schwer nach Orient und stehen hier für alle getrockneten Weintrauben von der kleinen festen Korinthe bis zur großen weichen Traubenrosine. Der Star ist aber die kernlose sonnengetrocknete Sultana-Traube, mit der uns vor allem die Türkei Süßes voller Saft und Kraft ohne eine Spur Schwefel gibt. Sultaninen werden gerne genascht und zum Süßen genutzt, sie würzen aber auch viele pikante Gerichte.

6. Dezember: Kaffee Arabica

Für die besseren Momente im Leben

gibt es im Orient den Kaffee …

… das Getränk für Feiertage mit der Familie zu Hause und für entspannte Nachmittage am Kaffeehaustisch im Basar. Wer im Satz eines Mokka liest oder gar einen traditionell in der Glut gebrühten Arabica probiert, der bekommt den Orient in aller Wucht und Wonne zu spüren. Durch die besondere Röstung und das starke Kochen von Pulver und Zucker im Kupferkännchen schmeckt so ein Mokka ein wenig nach Karamell, sehr viel nach Kaffee und ein klein bisschen erdig.

‘Ich, Arabica, bin ein Kind der Berge –

– allerdings liegen diese in Afrika, da, wo heute Äthiopien ist. Angeblich sollen die Menschen dort früher nur einen belebenden bis benebelnden Tee aus meinen Blättern gekocht haben, bevor sie die Kraft meiner roten Früchte mit den Bohnen darin entdeckten. Von Jemen aus wurde ich dann erst einmal auf die restliche arabische Halbinsel geschickt, die mir auch meinen schönen Namen gab, ‘Arabica’.

Seit Mitte des 15. Jahrhunderts wird also in Arabien Kaffee getrunken. Eine Handelsstadt im Jemen erkannte schließlich meinen wahren Wert, holte mich zu sich und baute mir ihre erste Plantage. Und an diesem Ort griffen mich wiederum die Osmanen auf, die mich in der großen feinen Welt einführten. Nach Wien und damit nach ganz Europa kam der Kaffee schließlich durch eine Nachlässigkeit.

Als die Türken 1683 vor der Stadt in die Flucht geschlagen wurden, ließen sie säckeweise ihre Kaffeebohnen zurück.

Ziemlich schnell erkannte man die Schätze und bald öffneten in Wien die ersten Kaffeehäuser ihre Tore. Die Wiener nennen mich Mokka, nach der Hafenstadt im Jemen, der ich meinen Weltruhm zu verdanken habe.‘

Wenn auch das schwarze Getränk inzwischen weltweit verbreitet ist, die Art der Zubereitung für orientalischen Kaffee hat das Morgenland exklusiv für sich behalten. Für samt Satz gebrühten Mokka braucht es besonders fein gemahlenes Kaffeepulver der Sorte Arabica.

Mokka mit Kardamon und Nelken

Dazu wird in einem kleinen Gefäss 1/4 l Wasser zum Kochen gebracht und 4 TL gemahlener Kaffee, 1/3 TL gemahlener Kardamon, 1 Prise Nelkenpulver sowie 6 TL Zucker hinein gerührt, ohne dass der Löffel anschlägt – so will es das Ritual. Das Ganze wird dann noch ein paar Minuten weiter gekocht, schliesslich wird der Schaum abgeschöpft und das heisse Getränk in kleinen Mokkatassen serviert. Einen Moment warten, bis sich der Satz gesenkt hat.

Ein Hochgenuss, selbst bei großer Hitze, der den arabischen Scheich und Philosophen Abd el-Kader Anfang des 16. Jahrhunderts zu folgendem Lobgesang inspirierte:

‘Oh Kaffee, du zerstreust die Sorgen, bist das Getränk der Gottesfreude, du gibst Gesundheit denen, die arbeiten, um Weisheit zu erwerben.’

Oh wie herrlich ist Arabica, wenn er nach der Art des Orients zubereitet wird – schön süß mit Satz und einem Hauch Kardamon. Ob türkischer ‘kahve’ oder arabischer ‘mokka’, immer kommen Kaffee, Wasser und Zucker zusammen aufs Feuer, um dann nach einigem Hin und Her so schäumend wie duftend in kleine Tassen, Tiegel oder Gläser umgefüllt zu werden. Hier werden die Traditionen gemischt und vom ‘kahve’ die simplere Zubereitung und vom ‘mokka’ die Würze (der Kardamon). Eins sollte aber sein – ‘cezve’, wie auf türkisch das Stielkännchen aus Kupfer heißt, in dem der Kaffee am besten schäumt.

Lesen aus dem Kaffeesatz

Das Lesen aus dem Kaffeesatz ist eine noch recht junge Orakelmethode. Seit dem 16. Jahrhundert sind die Kaffeehäuser in Ägypten bekannt, und bald erreichte das neue Getränk auch Europa. Das erste Kaffeehaus in Venedig wurde 1645 eröffnet.

Das Kaffeesatz-Lesen findet seinen Ursprung in der sehr alten Geomantie, der Punktierkunst im Orient.

Noch heute finden sich dort Menschen, die Meister des Kaffeesatz-Lesens sind. In Deutschland war das Orakel bekannter als heute, wo wir den Kaffee nicht mehr nach der alten Kunst aufbrühen.

So macht man’s: Koche Wasser auf, gib den feingemahlenen (türk.) Kaffee in die Kanne und gib das brühende Wasser in die Kanne. Rühre um und warte, bis sich das Kaffeepulver gesetzt hat. Schenke dir den Kaffee ein, schwenke ihn 3 mal, hauche 3 mal hinein und trinke ihn anschließend mit Genuss. Stülpe die geleerte Tasse auf die Untertasse. Hebe die Tasse nach kurzer Zeit ab und hauche 3 mal hinein. Lasse die Strukturen auf dich wirken, bis du Figuren erkennst.

5. Dezember: Fatimas Hand

Fatima ist bekannt unter den Namen Fatima az-Zahra und Sayyidat Nisa‘ al-Alamin, d. h. ‘Mutter der Frauen der Welt’.

Fatima war die fünfte und jüngste Tochter des Propheten Mohammed und war somit Teil der ersten islamischen Familie. Fatima az-Zahra wuchs unter der Obhut ihres Vaters Mohamed auf, übernahm von ihm seine Weisheiten und verinnerlichte den Koran. Sie war berühmt für ihre außerordentliche Liebe zu ihrem Vater und zum Heiligen Koran. Jemand fragte einmal den Propheten:

„Du liebst deine Tochter so sehr, dass wenn sie kommt, du sofort aufspringst um ihre Hand zu küssen und du sie direkt neben dir sitzen lässt. Warum?“

Er antwortete ihr: “Wenn du wüsstest, warum ich sie so sehr liebe, dann tätest du das auch.“ Fatima war unter den Kindern Mohammeds die einzige, die selbst Kinder hatte; alle noch lebenden Nachfahren Mohammeds stammen somit von ihr ab.

Die Schiiten lassen Fatima besondere Verehrung zukommen; als einzige Frau wird sie zusammen mit Mohammed und den Zwölf Imamen zu den ‘Vierzehn Unfehlbaren’ gezählt. Wahrscheinlich wurde sie in einem Gefecht von einem Kalifen ermordet.

Die Hand der Fatima ist ein Symbol für die Maghrebstaaten, insbesondere Algerien und Tunesien.

Sie symbolisiert Standhaftigkeit, Mut, zum Teil Loyalität und Reue, und wird auch als Talisman getragen.

Mit der „Hand Fatimas“ schützen sich Nordafrikaner vor dem „bösen Blick“; Hand-Amulette sollen entweder Glück bringen oder Unglück abwehren.

4. Dezember: Zimt

Fast könnte man meinen, er wäre süß, so eng ist er mit dem Zucker.

Aber Zimt ist ‘das’ Gewürz des Orient, das dort gerne mit Salzigem, Saurem oder Scharfem kombiniert wird – obwohl die zu Röllchen getrocknete Rinde eines Lorbeerbaumes aus Ceylon stammt. Aber erst die Händler des Morgenlandes entdeckten Zimts Wert für die Welt. Am besten die Stangen frisch mörsern oder ganz mit garen.

Pilaw mit Hühnerleber

2 EL Sultaninen
3 EL Olivenöl
1 Zwiebel
6 EL Pinienkerne 350 g Langkornreis
1 Bund Petersilie, 1 Bund Dill
1/2 TL Zimtpulver
3/4 Hühnerbrühe
Salz, Pfeffer
1 TL gemahlener Piment
225 g Hühnerleber

Die Sultaninen 15 Min. einweichen, dann abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen und hacken. In einem schweren Topf 2 EL Öl erhitzen und die Zwiebel darin glasig braten. Die Hälfte der Pinienkerne dazugeben. Sobald sie zu bräunen beginnen, erst die Sultaninen, dann den Reis und die Gewürze unterrühren. Die Brühe hinzugiessen, mit Pfeffer und Salz abschmecken und kurz aufkochen lassen. Bei schwacher Hitze etwa 20 Min. quellen lassen. Währenddessen die Hühnerlebern putzen und in kleine Stücke schneiden. Die Kräuter waschen, trockentupfen und ohne die Stiele fein hacken.

Sobald der Reis die Brühe aufgesogen hat, den Topf vom Herd nehmen, mit einem Tuch bedecken und den Deckel auflegen. 5-10 Min. ausdampfen lassen. Dann in einer Pfanne das restliche Öl erhitzen und die Lebern darin scharf anbraten.

Die restlichen Pinienkerne ohne Fett unter Rühren braun rösten. Das Reisgericht mit der Gabel auflockern, auf einen großen Teller geben, die Leber darauf setzen und mit Kräutern und Pinienkernen garnieren.

Zimtpudding (6 Portionen)

50g Reismehl

1 Eigelb

1/2 l Milch

100 g Zucker

1 TL Zimtpulver

Das Reismehl in 1/8 l Milch anrühren, dann das Eigelb darunter rühren.

Die Milch mit dem Zucker zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und das angerührte Reismehl langsam in die Milch rühren. Bei schwacher Hitze etwa 4 Min. kochen lassen, bis ein dicklicher Brei entsteht. Dabei immer wieder rühren.

Den Pudding abkühlen lassen und in Schalen füllen. Mit Zimt bestreuen.

Varianten:

Zum Anrichten kann man auch Kokosflocken darüber streuen. Oder den Pudding mit gehackten Nüssen oder Granatapfelkernen servieren. Natürlich passt auch anderes Obst.

3. Dezember: Endlose Geschichten aus 1001 Nacht

Ich bin ein Geschichtenerzähler und ….

… ziehe von Basar zu Basar, entrolle meinen Teppich und breite meine Schätze aus: Märchen, Gleichnisse, Geschichten. Meine Quelle entspringt in euren Zelten, Villen, Wohnküchen, mein Stoff ist euer Leben, Lieben, Streiten. Darin will ich euch eine Oase sein. Also weg mit dem Kochlöffel und aufgepasst, was vor 1000 Jahren und mehr geschehen ist. Lest, lacht und lernt, was wir nun davon haben. Und achtet auf den Dschin aus der Lampe, meinen weisen Freund und Narren. Aber nun los – auf den Teppich mit uns.

Teppich

Der wahre Nomade hat seine Heimat stets im Handgepäck.

Gewebt aus dem Haar seiner Schafe und Ziegen, gefärbt mit den Pflanzen vom Wegesrand. Bestickt mit allen Familiendaten hing der Kelim einst eingerollt am Kamel, zu jeder Zeit bereit, Zeltboden, Picknickdecke, Matratze, Gebetsstätte zu werden. Die Perser machten aus ihm ein Kunststück in Samt und Seide, Aladin brachte ihn zum Fliegen und heute sieht man ihn auch bei uns auf Stein und Holz liegen. Einfach mal im Schneidersitz drauf Platz nehmen und Tee trinken – und schon geht die Reise los ins orientalische Haus.

Haus

Die traditionellen Häuser des Orients sehen mit ihren hohen, fensterlosen Wänden wie die Felsen aus, die sie umgeben und mit deren Stein und Sand sie gebaut wurden.

Ein Bollwerk gegen Hitze, Blicke, Feinde. Wer aber als Freund durch ein prachtvolles Tor treten darf, entdeckt das Paradies: ein gekachelter Lichthof mit plätscherndem Brunnen und schattigem Grün, von dem Säulengänge ins kunstvolle Innere führen. Doch nicht zu weit gehen, sonst landen wir im privaten Bereich. Folgen wir also lieber dem Hausherren in die kühle Halle und nehmen Platz auf einem der Kissen.

Kissen

Als der Teppich ins orientalische Haus kam, wurde er bald zum Kissen, auf dem sich der Tee orientalisch einnehmen lässt.

Die Perser legten ihre Schreibstuben mit Kissen für die Wartenden aus und nannten sie Divan – einen Empfangssalon, in dem die Polster Beine bekamen und sich im ganzen Reich verbreiteten. Aus diesem ‘Suffa’ wurde das Sofa, ein orientalisches Original wie die Matratze. Aber wohin mit dem Essen? Bitte aufs Tablett.

Tablett

Noch bevor man im Orient das Sofa erfunden hatte, kannte man schon den Couchtisch:

ein Tablett – für den Alltag aus Holz, für Festtage aus kunstvoll gehämmertem Metall – mit kurzen Beinen unten dran oder auch einem Gestell zum Zusammenklappen. Auf diesem Tisch lassen sich Zutaten für die Teezeremonie postieren, eine reiche Auswahl von Mezze oder ein Couscous zur Selbstbedienung. Wer so ein Tablett wie ein echter Orientale mit beiden Händen vor seine Gäste stellt, der kann fast nichts mehr falsch machen. Und darf dann sogar etwas tun, was als spiessig gilt. Lies nach unter Pantoffeln.

Pantoffeln

Öffnet der Gastgeber die Tür in Pantoffeln, wird’s wohl ein gemütliches Fest.

Und dann sind Pantoffeln Pflicht für alle. Natürlich keine Filzlatschen, sondern die Originale aus dem Orient, spitz wie die Paprika. Cediks, Babouche oder Mules heißen sie und können aus Leder oder feinem Stoff mit traditionellen Mustern und Applikationen sein. Die ließen schon den kleinen Muck ganz vorne mitlaufen und sind wieder sehr im Trend. Der Kenner trägt sie auch auf der Strasse oder dem Markt. Auf zum Basar.

Basar

Nimm Kauf- und Kaffeehaus, mische es mit Zirkuskunst und Handwerk, verstreue das rund um eine Moschee – fertig ist der Basar, persisch ‘Bazaar’, arabisch ‘suk’, deutsch ‘Markt’.

Aber was sind schon Worte bei all dem Geschrei und Gesang, Feilschen und Hämmern, Brutzeln und den Düften zwischen den überquellenden Läden. Wobei das Chaos seine Ordnung hat so wie all die Gewürze, Silberkannen, Plastikeimer ihre eigenen Gassen haben. Aber was ist schon eine Gasse, wenn es hunderte sind? Dann hilft nur Ruhe bewahren. Gehen wir ins Kaffeehaus auf eine Wasserpfeife.

Wasserpfeife

Wir wollen hier weder berauschen noch vergiften, wir wollen erzählen:

Wie der Italiener beim Kaffee vertraut der Orientale beim Rauchen lieber aufs Stammlokal als aufs Wohnzimmer. Dort sitzen die Männer mit der Shisha (Shishe, Nargila), in der ein Stück Kohle den Tabak in einen Wassertank rauchen lässt. Wird nun reihum am Schlauch der Pfeife gesaugt, drückt es den Rauch durchs Wasser und er strömt kühl gefiltert in den Mund. Schädlich? Mag sein. Wir erzählen ja nur. Wie wär’s mit einem kleinen Spiel?

Spiel

Schach kommt vom ‘Schah’, dem persischen König, der dem berühmten Spiel seinen Namen gab.

Erfunden in Indien, dort entdeckt von den Persern, machten die Araber das ‘Spiel der Könige’ bei uns populär. Und mehr: Auch Backgammon verdanken wir den verspielten Orientalen, die es schon im alten Babylon kannten, ebenso wie das ähnliche Kalah(a), bei dem Bohnen, Murmeln oder Edelsteine durch Kuhlen hüpfen. Selbst das Kartenspielen kam aus dem Orient zu uns. Ihr bietet dagegen, liebe Skatbrüder? Wir gehen mit – und setzen einen Schatz.

Schatz

Was wären ‘1001 Nacht’ ohne den Schatz?

Das gleiche wie Basare ohne ihre kunstvoll gehämmerten Kessel, das gleiche wie Krieger ohne Schwerter aus Damaszenerstahl, das gleiche wie die reichste Frau der Kasbah ohne ihren Schmuck. Als man bei uns noch Äxte schnitzte, bereicherten Handwerker und Gelehrte den Orient mit feinsten Metallarbeiten – Schätze, die Märchenhelden wie Sindbad und Ali Baba beflügelten. Wobei für die Nomaden der Wüste nur eines als ‘Schatz’ galt: ihr Vieh. Denn ohne das waren sie arm dran. Mehr zu einfachen Schätzen unter Stein.

Stein

Die sagenhaftesten Schätze vermutete man hinter Felsen und unter der Wüste – weil es nicht sein durfte, dass das Leben nur aus Stein und Sand bestand.

Die ersten Häuser waren auf jeden Fall daraus gebaut, was sie für Feinde unsichtbar machte. Ein Widersacher war aber das Wetter, wogegen Kacheln vor allem an Kanten und Öffnungen schützen sollten. Aus Sand und Stein entstanden feinste Ornamente und Mosaike – wahre Schätze wie auch die Amphoren des Orients. Und dahinter verbirgt sich wirklich ein Schatz. Mehr dazu beim Wasser.

Wasser

Wer in der Wüste genug Wasser hat, wird reicher als andere.

Wie Ägypten am Nil, Bagdad im Zwischenstromland, die Hafenstädte am Golf und Meer. Wer im Orient Wasser sparen muss, tut es zuletzt vor Gott. So gehört das Waschen zur religiösen Pflicht wie der Besuch des Hammam (=öffentliches Bad) zum Luxus. Und: Wer Wasser im Überfluss hat, wäre wohl kaum auf so gute Ideen gekommen wie Couscous zu dämpfen, Tajines zu schmoren oder Lamm im Erdloch zu grillen. Mehr Wasser gibt es in der Oase.

Oase

Die erste Oase in der Wüste war das Paradies: Wer drinnen war, dem ging es ewig gut; wer draußen war, musste täglich ums Überleben kämpfen.

Die Ur-Oase: Wenn die Wüste mal an einer Stelle ihr Wasser hergab, dann wuchsen dort gleich Dattelpalmen und Feigenbäume. Und schon waren ein paar Nomaden da, die bald keine mehr waren und erst Häuser, dann Stadtmauern hoch zogen. Lag die Stadt nun auf dem Weg der Karawanen, waren Reichtum und Weltruhm praktisch garantiert, Ruhe und Frieden allerdings dahin. Da hilft dann nur noch die private Oase nach paradiesischem Vorbild. Mehr dazu: Immer der Rose nach.

Rose

Englische Land-Ladies verehren sie wie eine Tasse besten Tee – aber was ist das im Vergleich zur maßlos blühenden Leidenschaft, die Orientalen seit Jahrtausenden beim Duft der Rose verzückt.

Die Perser begannen sie zu kultivieren, und bis heute ist ein ‘gulistan’ (pers. für Rosengarten) inmitten der Wüste Poesie pur. Eine Oase, die sich am besten hinter hohen Mauern versteckt, und die Gäste dann umso mehr überrascht. Wer das nicht hat, kann ihnen immer noch Rosenblätter streuen und sie mit Rosenwasser besprengen, wie man es im Orient als guter Gastgeber macht. Oder die Blüte in ein Ornament verwandeln.

Ornament

Keine Engel mit Pausbacken, kein jüngstes Gericht, noch nicht einmal ein Auge Gottes – wer in eine Moschee tritt, wird dort keine Bilder sehen, dafür sich ewig rankende Muster mit aller Pracht und Detailfreudigkeit.

Schon vor den Einflüssen des Islams setzten die Handwerkskünstler des Orients lieber auf Verzückung durch Wiederholung statt auf Einzelstücke. Ihre Arabesken ranken sich über Wände, Säulen, Kachelböden, Waffengriffe, aber auch durch Bücher und Schriftzeichen oder selbst über Hände als Henna-Malerei. Womit wir bei der Farbe landen.

Farbe

Der Orient holte sich die Farbe in die Wüste und brachte sie in unser Leben – historisch, sprachlich und tatsächlich:

Gelb (einst gewonnen aus Safran, Kurkuma); Lila (Kommt von lilak, pers. für Flieder); Purpurrot (gewannen die Phönizier aus der Purpurschnecke); Karminrot (machten die Perser aus Läusen); Orange (einst hergestellt aus der nordafrikanischen Färberdistel – der Name kommt von naranji, pers. für Apfelsine); Grün (Farbe des Islam; früher aus Grünspan gewonnen); Türkis (muss man noch mehr sagen, asser dass sein Anblick schon kühlt). Mehr Farbe: im Licht.

Licht

‘Ex oriente lux’, sagt der Lateiner gerne, ‘aus dem Osten das Licht’.

Weil dort die Sonne aufgeht. Weil dort der Mond den Kalender bestimmt. Weil dort die Astronomie begründet wurde. Weil dort Christen, Juden und Muslime den Geburtsort ihrer Religion finden. Weil Kaufleute und Wissenschaftler des Orients Licht ins dunkle Europa brachten. Weil dort immer wieder große und kleine Feuer aufflackern. Weil von dort die zauberhafte Öllampe kommt, aus der einst in einer der 1001 Nächte Aladin den guten Dschinn heraus trieb. Noch mehr Geschichten? Lies dort nach.

2. Dezember: Arabische Dichter und Poeten

Dann sagte ein reicher Mann: Sprich uns vom Geben.

Und er antwortete: Ihr gebt nur wenig, wenn ihr von eurem Besitz gebt. Erst wenn ihr von euch selber gebt, gebt ihr wahrhaft.

Denn was ist euer Besitz anders als etwas, das ihr bewahrt und bewacht aus Angst, dass ihr es morgen brauchen könntet? Und morgen, was wird das Morgen dem übervorsichtigen Hund bringen, der Knochen im spurlosen Sand vergräbt, wenn er den Pilgern zur heiligen Stadt folgt? Und was ist die Angst vor der Not anderes als Not? Ist nicht Angst vor Durst, wenn der Brunnen voll ist, der Durst, der unlöschbar ist?

Es gibt jene, die von dem Vielen, das sie haben, wenig geben – und sie geben um der Anerkennung willen, und ihr verborgener Wunsch verdirbt ihre Gaben.

Und es gibt jene, die wenig haben und alles geben. Das sind die, die an das Leben und die Fülle des Lebens glauben, und ihr Beutel ist nie leer.

Es gibt jene, die mit Freude geben, und die Freude ist ihr Lohn. Und es gibt jene, die mit Schmerzen geben, und der Schmerz ist ihre Taufe. Und es gibt jene, die geben und keinen Schmerz beim Geben kennen: weder suchen sie Freude dabei, noch geben sie um der Tugend willen; sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt.

Durch ihre Hände spricht Gott, und aus ihren Augen lächelt Er auf die Erde.

Es ist gut zu geben, wenn man gebeten wird, aber besser ist es, wenn man ungebeten gibt, aus Verständnis; und für den Freigebigen ist die Suche nach einem, der empfangen soll, eine grössere Freude als das geben. Und gibt es etwas, das ihr zurückhalten werdet? Alles, was ihr habt, wird eines Tages gegeben werden; Daher gebt jetzt, dass die Zeit des Gebens eure ist und nicht die eurer Erben.

Ihr sagt oft: ‘Ich würde geben, aber nur dem, der es verdient!’

Die Bäume in eurem Obstgarten reden nicht so, und auch nicht die Herden auf euren Weiden. Sie geben, damit sie leben dürfen, denn zurückhalten heißt zugrunde gehen. Sicher ist der, der würdig ist, seine Tage und Nächte zu erhalten, auch alles anderen von euch würdig. Und der, der verdient hat, vom Meer des Lebens zu trinken, verdient auch, seinen Becher aus eurem Bach zu füllen. Und welches Verdienst wäre grösser als der Mut und das Vertrauen, ja auch die Nächstenliebe, die im Empfangen liegt?

Und wer seid ihr, dass die Menschen sich die Brust zerreissen und ihren Stolz entschleiern sollten, damit ihr ihren Wert nackt und ihren Stolz entblösst seht?

Seht erst zu, dass ihr selber verdient, ein Gebender und ein Werkzeug des Gebens zu sein. Denn in Wahrheit ist es das Leben, das dem Leben gibt – während ihr, die ihr euch als Gebende fühlt, nichts anderes seid als Zeugen.

Und ihr, die ihr empfanget – und ihr seid alle Empfangende -, bürdet euch nicht die Last der Dankbarkeit auf, damit ihr nicht euch und dem Gebenden ein Joch auferlegt. Steigt lieber zusammen mit dem Gebenden auf seinen Gaben empor wie auf Flügeln. Denn seid ihr euch eurer Schuld zu sehr bewusst, heißt das, die Freigebigkeit desjenigen zu bezweifeln, der die großherzige Erde zur Mutter und Gott zum Vater hat.

(Khalil Gibran, 1883-1931 – libanesischer Maler, Philosoph und Dichter)

1. Dezember: Salam aleikum

‘Der Friede sei mit dir’ – so lautet der fromme Wunsch, der im ganzen Orient zur Begrüßung zu hören ist, auch wenn es oft nur ein saloppes ‘salam’ ist.

سلام

Die arabische Sprache  – eine Sprache, aus deren Aussagekraft die ganze Faszination einer grossen Kultur spricht. Eine Sprache der schönen Dichtung und des Geistes; eine Sprache, die bedauerlicherweise oft ins Abseits gedrängt wird. Eine Sprache, bei der man Lust bekommt, ihre Geheimnisse zu entschleiern.

Nachfolgend ist eine Version des arabischen Alphabets abgebildet. Wer Lust hat, kann versuchen, seinen Namen auf arabisch zu schreiben. Wichtig zu beachten: Die Wörter werden von rechts nach links geschrieben und gelesen. Es gibt keinen Buchstaben für unser ‘e’. Man nimmt dafür das arabische ‘a’ oder ‘i’.

An meinem ersten Abend in der Wüste (2005) haben die Beduinen für mich einen arabischen Namen ausgewählt. Seitdem heiße ich ‘Mabrouka’, was soviel wie ‘die Segnende’ oder ‘die alles willkommen heißende’ bedeutet. 

Der Orient …

… war die erste Liebe für das kulinarische Mitteleuropa.

Lange bevor Amerika uns die Kartoffel brachte und Italien die Pizzeria, verwöhnte er uns mit Orangen aus China, Zimt aus Ceylon sowie Feigen, Kaffee und Pistazien aus dem eigenen Garten. Er führte uns ein in die wunderbare Welt des Würzens und Handelns, brachte Farbe und Weisheit in unser leben, lehrte uns die wahre Gastfreundlichkeit. – Begeben wir uns also auf eine adventliche Sinnenreise!

Der Adventskalender ist eine Einladung an alle, die Lust verspüren, sich auf eine Kultur voller Gegensätze und Überraschungen einzulassen. Eine Einladung in den Orient, in dem wir viel dazulernen können, wenn es um die Kunst des Genießens geht.

‚Ich liebe diesen Ort, ich liebe das Leben des Orients.‘ (Isabelle Eberhardt, 1877 – 1904)