Fatima ist bekannt unter den Namen Fatima az-Zahra und Sayyidat Nisa‘ al-Alamin, d. h. ‘Mutter der Frauen der Welt’.
Fatima war die fünfte und jüngste Tochter des Propheten Mohammed und war somit Teil der ersten islamischen Familie. Fatima az-Zahra wuchs unter der Obhut ihres Vaters Mohamed auf, übernahm von ihm seine Weisheiten und verinnerlichte den Koran. Sie war berühmt für ihre außerordentliche Liebe zu ihrem Vater und zum Heiligen Koran. Jemand fragte einmal den Propheten:
„Du liebst deine Tochter so sehr, dass wenn sie kommt, du sofort aufspringst um ihre Hand zu küssen und du sie direkt neben dir sitzen lässt. Warum?“
Er antwortete ihr: “Wenn du wüsstest, warum ich sie so sehr liebe, dann tätest du das auch.“ Fatima war unter den Kindern Mohammeds die einzige, die selbst Kinder hatte; alle noch lebenden Nachfahren Mohammeds stammen somit von ihr ab.
Die Schiiten lassen Fatima besondere Verehrung zukommen; als einzige Frau wird sie zusammen mit Mohammed und den Zwölf Imamen zu den ‘Vierzehn Unfehlbaren’ gezählt. Wahrscheinlich wurde sie in einem Gefecht von einem Kalifen ermordet.
Die Hand der Fatima ist ein Symbol für die Maghrebstaaten, insbesondere Algerien und Tunesien.
Sie symbolisiert Standhaftigkeit, Mut, zum Teil Loyalität und Reue, und wird auch als Talisman getragen.
Mit der „Hand Fatimas“ schützen sich Nordafrikaner vor dem „bösen Blick“; Hand-Amulette sollen entweder Glück bringen oder Unglück abwehren.
Fast könnte man meinen, er wäre süß, so eng ist er mit dem Zucker.
Aber Zimt ist ‘das’ Gewürz des Orient, das dort gerne mit Salzigem, Saurem oder Scharfem kombiniert wird – obwohl die zu Röllchen getrocknete Rinde eines Lorbeerbaumes aus Ceylon stammt. Aber erst die Händler des Morgenlandes entdeckten Zimts Wert für die Welt. Am besten die Stangen frisch mörsern oder ganz mit garen.
Pilaw mit Hühnerleber
2 EL Sultaninen 3 EL Olivenöl 1 Zwiebel 6 EL Pinienkerne 350 g Langkornreis 1 Bund Petersilie, 1 Bund Dill
Die Sultaninen 15 Min. einweichen, dann abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen und hacken. In einem schweren Topf 2 EL Öl erhitzen und die Zwiebel darin glasig braten. Die Hälfte der Pinienkerne dazugeben. Sobald sie zu bräunen beginnen, erst die Sultaninen, dann den Reis und die Gewürze unterrühren. Die Brühe hinzugiessen, mit Pfeffer und Salz abschmecken und kurz aufkochen lassen. Bei schwacher Hitze etwa 20 Min. quellen lassen. Währenddessen die Hühnerlebern putzen und in kleine Stücke schneiden. Die Kräuter waschen, trockentupfen und ohne die Stiele fein hacken.
Sobald der Reis die Brühe aufgesogen hat, den Topf vom Herd nehmen, mit einem Tuch bedecken und den Deckel auflegen. 5-10 Min. ausdampfen lassen. Dann in einer Pfanne das restliche Öl erhitzen und die Lebern darin scharf anbraten.
Die restlichen Pinienkerne ohne Fett unter Rühren braun rösten. Das Reisgericht mit der Gabel auflockern, auf einen großen Teller geben, die Leber darauf setzen und mit Kräutern und Pinienkernen garnieren.
Zimtpudding (6 Portionen)
50g Reismehl
1 Eigelb
1/2 l Milch
100 g Zucker
1 TL Zimtpulver
Das Reismehl in 1/8 l Milch anrühren, dann das Eigelb darunter rühren.
Die Milch mit dem Zucker zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und das angerührte Reismehl langsam in die Milch rühren. Bei schwacher Hitze etwa 4 Min. kochen lassen, bis ein dicklicher Brei entsteht. Dabei immer wieder rühren.
Den Pudding abkühlen lassen und in Schalen füllen. Mit Zimt bestreuen.
Varianten:
Zum Anrichten kann man auch Kokosflocken darüber streuen. Oder den Pudding mit gehackten Nüssen oder Granatapfelkernen servieren. Natürlich passt auch anderes Obst.
… ziehe von Basar zu Basar, entrolle meinen Teppich und breite meine Schätze aus: Märchen, Gleichnisse, Geschichten. Meine Quelle entspringt in euren Zelten, Villen, Wohnküchen, mein Stoff ist euer Leben, Lieben, Streiten. Darin will ich euch eine Oase sein. Also weg mit dem Kochlöffel und aufgepasst, was vor 1000 Jahren und mehr geschehen ist. Lest, lacht und lernt, was wir nun davon haben. Und achtet auf den Dschin aus der Lampe, meinen weisen Freund und Narren. Aber nun los – auf den Teppich mit uns.
Teppich
Der wahre Nomade hat seine Heimat stets im Handgepäck.
Gewebt aus dem Haar seiner Schafe und Ziegen, gefärbt mit den Pflanzen vom Wegesrand. Bestickt mit allen Familiendaten hing der Kelim einst eingerollt am Kamel, zu jeder Zeit bereit, Zeltboden, Picknickdecke, Matratze, Gebetsstätte zu werden. Die Perser machten aus ihm ein Kunststück in Samt und Seide, Aladin brachte ihn zum Fliegen und heute sieht man ihn auch bei uns auf Stein und Holz liegen. Einfach mal im Schneidersitz drauf Platz nehmen und Tee trinken – und schon geht die Reise los ins orientalische Haus.
Haus
Die traditionellen Häuser des Orients sehen mit ihren hohen, fensterlosen Wänden wie die Felsen aus, die sie umgeben und mit deren Stein und Sand sie gebaut wurden.
Ein Bollwerk gegen Hitze, Blicke, Feinde. Wer aber als Freund durch ein prachtvolles Tor treten darf, entdeckt das Paradies: ein gekachelter Lichthof mit plätscherndem Brunnen und schattigem Grün, von dem Säulengänge ins kunstvolle Innere führen. Doch nicht zu weit gehen, sonst landen wir im privaten Bereich. Folgen wir also lieber dem Hausherren in die kühle Halle und nehmen Platz auf einem der Kissen.
Kissen
Als der Teppich ins orientalische Haus kam, wurde er bald zum Kissen, auf dem sich der Tee orientalisch einnehmen lässt.
Die Perser legten ihre Schreibstuben mit Kissen für die Wartenden aus und nannten sie Divan – einen Empfangssalon, in dem die Polster Beine bekamen und sich im ganzen Reich verbreiteten. Aus diesem ‘Suffa’ wurde das Sofa, ein orientalisches Original wie die Matratze. Aber wohin mit dem Essen? Bitte aufs Tablett.
Tablett
Noch bevor man im Orient das Sofa erfunden hatte, kannte man schon den Couchtisch:
ein Tablett – für den Alltag aus Holz, für Festtage aus kunstvoll gehämmertem Metall – mit kurzen Beinen unten dran oder auch einem Gestell zum Zusammenklappen. Auf diesem Tisch lassen sich Zutaten für die Teezeremonie postieren, eine reiche Auswahl von Mezze oder ein Couscous zur Selbstbedienung. Wer so ein Tablett wie ein echter Orientale mit beiden Händen vor seine Gäste stellt, der kann fast nichts mehr falsch machen. Und darf dann sogar etwas tun, was als spiessig gilt. Lies nach unter Pantoffeln.
Pantoffeln
Öffnet der Gastgeber die Tür in Pantoffeln, wird’s wohl ein gemütliches Fest.
Und dann sind Pantoffeln Pflicht für alle. Natürlich keine Filzlatschen, sondern die Originale aus dem Orient, spitz wie die Paprika. Cediks, Babouche oder Mules heißen sie und können aus Leder oder feinem Stoff mit traditionellen Mustern und Applikationen sein. Die ließen schon den kleinen Muck ganz vorne mitlaufen und sind wieder sehr im Trend. Der Kenner trägt sie auch auf der Strasse oder dem Markt. Auf zum Basar.
Basar
Nimm Kauf- und Kaffeehaus, mische es mit Zirkuskunst und Handwerk, verstreue das rund um eine Moschee – fertig ist der Basar, persisch ‘Bazaar’, arabisch ‘suk’, deutsch ‘Markt’.
Aber was sind schon Worte bei all dem Geschrei und Gesang, Feilschen und Hämmern, Brutzeln und den Düften zwischen den überquellenden Läden. Wobei das Chaos seine Ordnung hat so wie all die Gewürze, Silberkannen, Plastikeimer ihre eigenen Gassen haben. Aber was ist schon eine Gasse, wenn es hunderte sind? Dann hilft nur Ruhe bewahren. Gehen wir ins Kaffeehaus auf eine Wasserpfeife.
Wasserpfeife
Wir wollen hier weder berauschen noch vergiften, wir wollen erzählen:
Wie der Italiener beim Kaffee vertraut der Orientale beim Rauchen lieber aufs Stammlokal als aufs Wohnzimmer. Dort sitzen die Männer mit der Shisha (Shishe, Nargila), in der ein Stück Kohle den Tabak in einen Wassertank rauchen lässt. Wird nun reihum am Schlauch der Pfeife gesaugt, drückt es den Rauch durchs Wasser und er strömt kühl gefiltert in den Mund. Schädlich? Mag sein. Wir erzählen ja nur. Wie wär’s mit einem kleinen Spiel?
Spiel
Schach kommt vom ‘Schah’, dem persischen König, der dem berühmten Spiel seinen Namen gab.
Erfunden in Indien, dort entdeckt von den Persern, machten die Araber das ‘Spiel der Könige’ bei uns populär. Und mehr: Auch Backgammon verdanken wir den verspielten Orientalen, die es schon im alten Babylon kannten, ebenso wie das ähnliche Kalah(a), bei dem Bohnen, Murmeln oder Edelsteine durch Kuhlen hüpfen. Selbst das Kartenspielen kam aus dem Orient zu uns. Ihr bietet dagegen, liebe Skatbrüder? Wir gehen mit – und setzen einen Schatz.
Schatz
Was wären ‘1001 Nacht’ ohne den Schatz?
Das gleiche wie Basare ohne ihre kunstvoll gehämmerten Kessel, das gleiche wie Krieger ohne Schwerter aus Damaszenerstahl, das gleiche wie die reichste Frau der Kasbah ohne ihren Schmuck. Als man bei uns noch Äxte schnitzte, bereicherten Handwerker und Gelehrte den Orient mit feinsten Metallarbeiten – Schätze, die Märchenhelden wie Sindbad und Ali Baba beflügelten. Wobei für die Nomaden der Wüste nur eines als ‘Schatz’ galt: ihr Vieh. Denn ohne das waren sie arm dran. Mehr zu einfachen Schätzen unter Stein.
Stein
Die sagenhaftesten Schätze vermutete man hinter Felsen und unter der Wüste – weil es nicht sein durfte, dass das Leben nur aus Stein und Sand bestand.
Die ersten Häuser waren auf jeden Fall daraus gebaut, was sie für Feinde unsichtbar machte. Ein Widersacher war aber das Wetter, wogegen Kacheln vor allem an Kanten und Öffnungen schützen sollten. Aus Sand und Stein entstanden feinste Ornamente und Mosaike – wahre Schätze wie auch die Amphoren des Orients. Und dahinter verbirgt sich wirklich ein Schatz. Mehr dazu beim Wasser.
Wasser
Wer in der Wüste genug Wasser hat, wird reicher als andere.
Wie Ägypten am Nil, Bagdad im Zwischenstromland, die Hafenstädte am Golf und Meer. Wer im Orient Wasser sparen muss, tut es zuletzt vor Gott. So gehört das Waschen zur religiösen Pflicht wie der Besuch des Hammam (=öffentliches Bad) zum Luxus. Und: Wer Wasser im Überfluss hat, wäre wohl kaum auf so gute Ideen gekommen wie Couscous zu dämpfen, Tajines zu schmoren oder Lamm im Erdloch zu grillen. Mehr Wasser gibt es in der Oase.
Oase
Die erste Oase in der Wüste war das Paradies: Wer drinnen war, dem ging es ewig gut; wer draußen war, musste täglich ums Überleben kämpfen.
Die Ur-Oase: Wenn die Wüste mal an einer Stelle ihr Wasser hergab, dann wuchsen dort gleich Dattelpalmen und Feigenbäume. Und schon waren ein paar Nomaden da, die bald keine mehr waren und erst Häuser, dann Stadtmauern hoch zogen. Lag die Stadt nun auf dem Weg der Karawanen, waren Reichtum und Weltruhm praktisch garantiert, Ruhe und Frieden allerdings dahin. Da hilft dann nur noch die private Oase nach paradiesischem Vorbild. Mehr dazu: Immer der Rose nach.
Rose
Englische Land-Ladies verehren sie wie eine Tasse besten Tee – aber was ist das im Vergleich zur maßlos blühenden Leidenschaft, die Orientalen seit Jahrtausenden beim Duft der Rose verzückt.
Die Perser begannen sie zu kultivieren, und bis heute ist ein ‘gulistan’ (pers. für Rosengarten) inmitten der Wüste Poesie pur. Eine Oase, die sich am besten hinter hohen Mauern versteckt, und die Gäste dann umso mehr überrascht. Wer das nicht hat, kann ihnen immer noch Rosenblätter streuen und sie mit Rosenwasser besprengen, wie man es im Orient als guter Gastgeber macht. Oder die Blüte in ein Ornament verwandeln.
Ornament
Keine Engel mit Pausbacken, kein jüngstes Gericht, noch nicht einmal ein Auge Gottes – wer in eine Moschee tritt, wird dort keine Bilder sehen, dafür sich ewig rankende Muster mit aller Pracht und Detailfreudigkeit.
Schon vor den Einflüssen des Islams setzten die Handwerkskünstler des Orients lieber auf Verzückung durch Wiederholung statt auf Einzelstücke. Ihre Arabesken ranken sich über Wände, Säulen, Kachelböden, Waffengriffe, aber auch durch Bücher und Schriftzeichen oder selbst über Hände als Henna-Malerei. Womit wir bei der Farbe landen.
Farbe
Der Orient holte sich die Farbe in die Wüste und brachte sie in unser Leben – historisch, sprachlich und tatsächlich:
Gelb (einst gewonnen aus Safran, Kurkuma); Lila (Kommt von lilak, pers. für Flieder); Purpurrot (gewannen die Phönizier aus der Purpurschnecke); Karminrot (machten die Perser aus Läusen); Orange (einst hergestellt aus der nordafrikanischen Färberdistel – der Name kommt von naranji, pers. für Apfelsine); Grün (Farbe des Islam; früher aus Grünspan gewonnen); Türkis (muss man noch mehr sagen, asser dass sein Anblick schon kühlt). Mehr Farbe: im Licht.
Licht
‘Ex oriente lux’, sagt der Lateiner gerne, ‘aus dem Osten das Licht’.
Weil dort die Sonne aufgeht. Weil dort der Mond den Kalender bestimmt. Weil dort die Astronomie begründet wurde. Weil dort Christen, Juden und Muslime den Geburtsort ihrer Religion finden. Weil Kaufleute und Wissenschaftler des Orients Licht ins dunkle Europa brachten. Weil dort immer wieder große und kleine Feuer aufflackern. Weil von dort die zauberhafte Öllampe kommt, aus der einst in einer der 1001 Nächte Aladin den guten Dschinn heraus trieb. Noch mehr Geschichten? Lies dort nach.
Dann sagte ein reicher Mann: Sprich uns vom Geben.
Und er antwortete: Ihr gebt nur wenig, wenn ihr von eurem Besitz gebt. Erst wenn ihr von euch selber gebt, gebt ihr wahrhaft.
Denn was ist euer Besitz anders als etwas, das ihr bewahrt und bewacht aus Angst, dass ihr es morgen brauchen könntet? Und morgen, was wird das Morgen dem übervorsichtigen Hund bringen, der Knochen im spurlosen Sand vergräbt, wenn er den Pilgern zur heiligen Stadt folgt? Und was ist die Angst vor der Not anderes als Not? Ist nicht Angst vor Durst, wenn der Brunnen voll ist, der Durst, der unlöschbar ist?
Es gibt jene, die von dem Vielen, das sie haben, wenig geben – und sie geben um der Anerkennung willen, und ihr verborgener Wunsch verdirbt ihre Gaben.
Und es gibt jene, die wenig haben und alles geben. Das sind die, die an das Leben und die Fülle des Lebens glauben, und ihr Beutel ist nie leer.
Es gibt jene, die mit Freude geben, und die Freude ist ihr Lohn. Und es gibt jene, die mit Schmerzen geben, und der Schmerz ist ihre Taufe. Und es gibt jene, die geben und keinen Schmerz beim Geben kennen: weder suchen sie Freude dabei, noch geben sie um der Tugend willen; sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt.
Durch ihre Hände spricht Gott, und aus ihren Augen lächelt Er auf die Erde.
Es ist gut zu geben, wenn man gebeten wird, aber besser ist es, wenn man ungebeten gibt, aus Verständnis; und für den Freigebigen ist die Suche nach einem, der empfangen soll, eine grössere Freude als das geben. Und gibt es etwas, das ihr zurückhalten werdet? Alles, was ihr habt, wird eines Tages gegeben werden; Daher gebt jetzt, dass die Zeit des Gebens eure ist und nicht die eurer Erben.
Ihr sagt oft: ‘Ich würde geben, aber nur dem, der es verdient!’
Die Bäume in eurem Obstgarten reden nicht so, und auch nicht die Herden auf euren Weiden. Sie geben, damit sie leben dürfen, denn zurückhalten heißt zugrunde gehen. Sicher ist der, der würdig ist, seine Tage und Nächte zu erhalten, auch alles anderen von euch würdig. Und der, der verdient hat, vom Meer des Lebens zu trinken, verdient auch, seinen Becher aus eurem Bach zu füllen. Und welches Verdienst wäre grösser als der Mut und das Vertrauen, ja auch die Nächstenliebe, die im Empfangen liegt?
Und wer seid ihr, dass die Menschen sich die Brust zerreissen und ihren Stolz entschleiern sollten, damit ihr ihren Wert nackt und ihren Stolz entblösst seht?
Seht erst zu, dass ihr selber verdient, ein Gebender und ein Werkzeug des Gebens zu sein. Denn in Wahrheit ist es das Leben, das dem Leben gibt – während ihr, die ihr euch als Gebende fühlt, nichts anderes seid als Zeugen.
Und ihr, die ihr empfanget – und ihr seid alle Empfangende -, bürdet euch nicht die Last der Dankbarkeit auf, damit ihr nicht euch und dem Gebenden ein Joch auferlegt. Steigt lieber zusammen mit dem Gebenden auf seinen Gaben empor wie auf Flügeln. Denn seid ihr euch eurer Schuld zu sehr bewusst, heißt das, die Freigebigkeit desjenigen zu bezweifeln, der die großherzige Erde zur Mutter und Gott zum Vater hat.
(Khalil Gibran, 1883-1931 – libanesischer Maler, Philosoph und Dichter)
‘Der Friede sei mit dir’ – so lautet der fromme Wunsch, der im ganzen Orient zur Begrüßung zu hören ist, auch wenn es oft nur ein saloppes ‘salam’ ist.
سلام
Die arabische Sprache – eine Sprache, aus deren Aussagekraft die ganze Faszination einer grossen Kultur spricht. Eine Sprache der schönen Dichtung und des Geistes; eine Sprache, die bedauerlicherweise oft ins Abseits gedrängt wird. Eine Sprache, bei der man Lust bekommt, ihre Geheimnisse zu entschleiern.
Nachfolgend ist eine Version des arabischen Alphabets abgebildet. Wer Lust hat, kann versuchen, seinen Namen auf arabisch zu schreiben. Wichtig zu beachten: Die Wörter werden von rechts nach links geschrieben und gelesen. Es gibt keinen Buchstaben für unser ‘e’. Man nimmt dafür das arabische ‘a’ oder ‘i’.
An meinem ersten Abend in der Wüste (2005) haben die Beduinen für mich einen arabischen Namen ausgewählt. Seitdem heiße ich ‘Mabrouka’, was soviel wie ‘die Segnende’ oder ‘die alles willkommen heißende’ bedeutet.
… war die erste Liebe für das kulinarische Mitteleuropa.
Lange bevor Amerika uns die Kartoffel brachte und Italien die Pizzeria, verwöhnte er uns mit Orangen aus China, Zimt aus Ceylon sowie Feigen, Kaffee und Pistazien aus dem eigenen Garten. Er führte uns ein in die wunderbare Welt des Würzens und Handelns, brachte Farbe und Weisheit in unser leben, lehrte uns die wahre Gastfreundlichkeit. – Begeben wir uns also auf eine adventliche Sinnenreise!
Der Adventskalender ist eine Einladung an alle, die Lust verspüren, sich auf eine Kultur voller Gegensätze und Überraschungen einzulassen. Eine Einladung in den Orient, in dem wir viel dazulernen können, wenn es um die Kunst des Genießens geht.
‚Ich liebe diesen Ort, ich liebe das Leben des Orients.‘ (Isabelle Eberhardt, 1877 – 1904)
Ich bin bei jeder Wüstenreise wieder neu fasziniert von der arabischen Welt mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten, Geschichten am Lagerfeuer, Musik und Tanz, der Sahara und der Lebensart der Beduinen. – Man hört in den Medien häufig von den großen Herausforderungen in der islamischen Welt; hierbei gerät der kulturelle Reichtum des Orients oft in Vergessenheit. Vielleicht kann der Adventskalender einen kleinen Beitrag leisten, die Vielfalt der arabischen Kultur stärker wahrzunehmen und sich inspirieren zu lassen. Mit dem Adventskalender wünsche ich uns allen eine schöne – orientalisch angehauchte – Adventszeit. Machen wir uns auf den Weg!
Orient
‚Wann werde ich dich wieder sehen, du Zauberland, du unwiederbringliches Land des Schweigens und der Ruhe, fern von der lärmenden Welt, du Land des Traumes und der Trugbilder, das die Unruhen Europas ungerührt an sich vorüber ziehen lässt?‘ (Isabelle Eberhardt, 1877-1904)
Wenn wir das Wort Orient hören, so denken wir spontan an etwas Geheimnisvolles, Märchenhaftes, Mythisches. Wir denken an abenteuerliche Berichte von Forschern und Weltenbummlern, die mit viel Aufwand vor Hunderten von Jahren die orientalischen Länder bereisten. Das Gebilde Orient schien darin wie ein weit entfernter Kontinent.
Dabei gibt es für unsere abendländische Kultur weit mehr Verbindendes als Trennendes zu den Ländern jenseits des Mittelmeeres.
Fast unser gesamtes philosophisches Weltbild stammt von dort, selbst die griechische Kultur wurde uns zunächst von den Arabern vermittelt. Das Christentum und Judentum haben sich ebenso im Orient entwickelt wie das heutige Zahlen- und Dezimalsystem. Zur Mythenbildung über den Orient trägt bei, dass der Ortsbegriff nicht so einfach zu fassen ist: Da gibt es den Vorderen und den Hinteren Orient, den Nahen und den Fernen Osten und nicht zu vergessen: das Morgenland.
Manche Fachleute machen es sich einfach und stellen fest, der Orient (aus lat. oriens=aufgehende Sonne, Osten) sei dort, wo arabisch gesprochen werde. Andere sehen in der Religion des Islam die alles verbindende Klammer.
Ich möchte euch mit diesem orientalischen Adventskalender einladen, einen sinnlichen Blick auf die morgenländische Kultur zu werfen: auf das Essen und Trinken, Gewürze und Düfte, Geschichten und Gedichte, Musik und Sprache.
Das soll uns mitten ins Leben der arabischen Welt führen: Ein Leben, das sich viel auf Märkten und in Basaren abspielt. Ein Leben, in dem Worte wie Gastfreundschaft, Höflichkeit und Geduld keine hohlen Floskeln sind. Der Kalender begleitet uns auf die afrikanische Seite des Mittelmeeres, dort, wo ein Kontinent beginnt, der uns neue Erfahrungen und Abenteuer verspricht.
Wenn auch in diesem Rahmen bewusst nicht näher auf die großen Herausforderungen des Orients eingegangen wird, so möchte ich doch zumindest anmerken, dass aktueller Unfrieden und kriegerische Auseinandersetzungen auch mit Unverständnis, Kolonial-Lasten und Intoleranz gegenüber anderen Kulturen zu tun haben.
Darum hoffe ich, mit dem Adventskalender nicht nur sinnliche Freude, sondern auch ein wenig mehr Verständnis und Neugierde für diese uns so fremdartige Kultur zu wecken.